Rezension

Ein sibirisches Dilemma.

Die Spur des Bären -

Die Spur des Bären
von Martin Cruz Smith

Bewertet mit 3 Sternen

Das sibirsche Dilemma beschreibt die Entscheidung, die man treffen muss, wenn man im Eis eingebrochen ist. Bleibt man im Wasser, erfriert man in einer Minute. Zieht man sich aus dem Wasser, bleiben einem noch 5 Minuten, um sich in seinen nassen Klamotten unwohl zu fühlen.

Mit diesem Buch hatte ich mein ganz eigenes sibirisches Dilemma. Ich war versucht aufzugeben, habe aber anständigerweise (und weil es eine Leserunde war) durchgehalten.

Bei diesem Thriller handelt es sich eigentlich um den neunten Fall für den Moskauer Ermittler Arkadi Renko (seinen Debütauftritt hatte er mit "Gorki Park"). Arkadi verschlägt es nach Sibirien. Dort soll er von einem Gefangenen nur noch das Geständnis des versuchten Attentats auf den Staatsanwalt Surin unterschreiben und den Bösewicht ins Transitgefängnis überstellen. Doch Arkadi findet schnell heraus, dass Aba Machmud nicht der Täter gewesen sein kann. Aba ist frei und dankbar und schließt sich Arkadi und seinem kuriosen Anhängsel vom Hinflug, Bolot, an. Arkadi möchte nämlich seinen Aufenthalt in der Kälte gleich dazu nutzen, seine vermisste Geliebte und Journalistin Tatjana zu suchen, die sich praktischerweise am Baikalsee aufhält. Sie hat sich in eine "Story" über Oilgarchen verloren und vergessen anzurufen.

Beleidigt will sich Arkadi schon auf den Rückweg machen (ooh, schon so schnell vorbei), doch dann machen sich plötzlich alle miteinander bekannt, gehen auf Bärenjagd, Bolot kriecht fast vor Dankbarkeit, endlich einen Oilgarchen kennengelernt zu haben, Arkadi in die Unterwäsche, Aba Machmud dichtet und träumt von einer Schriftstellerkarriere, bis... tja, bis es dann doch zwei Tote, einen Bärenangriff, eine Erpressung gibt und die Erklärung vom großen Ganzen im letzten Viertel des Buches stattfindet.

Die Geschichte hatte durchaus seine guten Momente und wirklich Potential für mehr. Mehr putinsche Politik, mehr sibirischer Mythos (Bolot entpuppt sich als Schamane) und mehr oligarchische Intrige. Leider wurden die Chancen mit holpriger Sprache und fehlendem Tiefgang verspielt. Als Serienbuch sehe ich aber durchaus die Daseinsberechtigung. Arkadi hat sich seine Fans sicherlich hart erarbeitet, das sibirische Dilemma liegt hier ganz beim Autoren.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 23. Juni 2021 um 18:36

:DDD