Rezension

Ein Täter treibt ein perfides Spiel

Der Todesflüsterer - Donato Carrisi

Der Todesflüsterer
von Donato Carrisi

In einem Waldstück werden scheinbar zufällig sechs kleine Gräber entdeckt. In jedem dieser Gräber finden die ermittelnden Beamten jeweils einen linken Arm eines jungen Mädchens. Fünf Mädchen: Debby, Anneke, Sabine, Melissa und Caroline werden seit einigen Tagen vermisst. Schnell stellt sich heraus, dass es ihre linken Arme sind, die hier gefunden werden. Aber was ist mit dem sechsten Arm. Gibt es ein weiteres Entführungsopfer und sind alle Mädchen tot? Der ermittelnde Beamte und Profiler Goran Gavila glaubt daran, dass der Täter hier ein Zeichen setzen will, ein Zeichen, dass ein Mädchen, das Sechste, noch lebt. Zur Unterstützung des Teams wird Mila Vazquez angefordert, eine Einzelgängerin, die sich auf das Auffinden entführter bzw. verschwundener Kinder spezialisiert hat. Mila hat zunächst große Schwierigkeiten im Team ihren Platz zu finden. Dies mag daran liegen, dass sie selbst schon einige Schwierigkeiten in ihrem Leben meistern musste und auch heute noch nicht damit abgeschlossen hat. Aber auch die Teamkollegen scheinen so manches Geheimnis zu verbergen. Während die Ermittlungen des Teams auf Hochtouren laufen, bahnt sich auch eine tiefere Beziehung zwischen Goran und Mila an.

Nachdem relativ schnell die erste Leiche eines Mädchens aufgefunden wird, tun sich weitere Abgründe auf. Der Fundort der Leiche ist nämlich gleichzeitig auch Tatort eines anderen Verbrechens, das bislang unentdeckt blieb. Und so wird der Leser mit jedem Auffinden einer weiteren Leiche einem grausamen Szenario ausgesetzt, das aber keinerlei Anhaltspunkte auf den tatsächlichen Mörder gibt.

Neben der Haupthandlung wird die Geschichte zum Einen begleitet von Schreiben eines Gefängnisdirektors an die Staatsanwaltschaft in denen es um einen misteriösen Häftling geht und zum Anderen von Kursivgedruckten Gedanken und Gefühlen eines Mädchens in Gefangenschaft. Glaubt der Leser zunächst die Hintergründe dieser zwei Nebenschauplätze zu erahnen, wird er auch hier eine Überraschung erleben.

Der Täter treibt mit seinen Opfern, den Ermittlern und somit auch mit den Lesern des Buches ein perfides Spiel.

Dieses Buch darf sich wahrhaft Thriller nennen. Der Autor spielt mit seinen Lesern. Er bringt sie an die Grenze ihrer Vorstellungskraft und lässt sie mit der Frage zurück, ob es tatsächlich möglich ist, durch persönliche und gedankliche Einflussnahme einen anderen Menschen so weit zu bringen, dass er zum Täter und sogar zum Mörder wird. Donato Carrisi ist hier ein Meisterstück gelungen: Ein Buch dessen Spannung immer weiter zu steigen scheint und das zum Ende hin trotz glücklichem Ausgangs auch weiterhin beunruhigt.

Copyright © 2010 by Iris Gasper