Ein ungewöhnliches Duo im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner
Bewertet mit 4 Sternen
Jule Rahn, die in ihrer Kindheit schwer traumatisiert wurde und unter zahlreichen Zwängen leidet, wird zufällig Zeugin eines Mordes. Seit diesem Augenblick ist sie in ständiger Furcht vor dem Mann mit der Narbe. Gleichzeitig verschwinden einige Nachbarn von ihr, die ihre einzigen sozialen Kontakte waren. Es sind alte Menschen ohne Familie, so dass sie niemand vermisst.
Der Mordermittler Lucas Prinz tritt seine neue Stelle in Koblenz an. Es ist seine letzte Chance, weiter als Ermittler tätig zu sein.
Der von Jule beobachtete Mord wird von Prinz Vorgesetzten als Selbstmord abgetan. Prinz will die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Bei seinen Nachforschungen trifft er auf Jule als mögliche Zeugin. Kurz darauf befinden sich die beiden in einer Verschwörungen ungeahnten Ausmaßes. Ihr Gegenspieler bedroht sie mit dem Tod und zwingt sie zur Flucht.
Ehrlich gesagt, habe ich mich durch die ersten Kapitel eher durchgekämpft als mit Begeisterung gelesen. Jules Ängste und Zwangshandlungen wurden für mich etwas zu ausführlich geschildert.
Auch Prinz war mir nicht gerade sympathisch - ein desillusionierter Bulle, der an seinem Job und seinem Leben zweifelt. Ich konnte aber nicht aufhören zu lesen, da meine Neugier geweckt und die Handlung eine Sogwirkung auf mich auszuüben begann.
Und dann nimmt die Handlung Fahrt auf. Jedes Kapitel bringt neue Enthüllungen, neue Schrecken. Nach und nach hat Jule meine Sympathie und meinen Respekt verdient. Sie stellt sich ihren Ängsten, kämpft dagegen an.
Auch Prinzen entpuppt sich als Mensch mit Empathie und großem Gerechtigkeitssinn. Je mehr ich über die Gegenspieler erfahren habe, um so mehr habe ich um das Leben der beiden gebangt.
Am Ende der Flucht gibt es nochmals eine unerwartete und böse Überraschung. Es ist erschreckend, wie wenig manche das Leben der anderen achten, wenn es um ihren Vorteil, egal in welcher Form, geht.
Der Thriller ist fesselnd und sehr gut geschrieben. Übrigens wie alle Bücher des Autors. Im nachhinein finde ich die Idee, eine Person wie Jule eine Hauptrolle zu geben, gelungen. Zumal sie die Gelegenheit gibt, unkonventionelle Wendungen logisch einzubauen.