Rezension

Ein vielschichtiger und atmosphärisch dichter Kriminalroman

Bluteiche -

Bluteiche
von Anders de la Motte

Bewertet mit 4 Sternen

David kehrt gemeinsam mit seiner Frau Thea in seine Heimat nach Schonen zurück, um im Schloss Bokelund das Restaurant zu führen. Thea hingegen wird in Tornaby als Gemeindeärztin tätig sein, nachdem sie einige Jahre als Ärztin ohne Grenzen in Syrien verbracht hat. Doch kaum haben sich die beiden häuslich eingerichtet, wird Thea mit einer alten Mordgeschichte konfrontiert, über die David nicht reden will. Ein 16-jähriges Mädchen wurde im Jahr 1986 in der Walpurgisnacht erschlagen und als Opfergabe auf einen Stein gelegt. Eine alte Sage rankt sich um das grausame Geschehen, dessen Schuldiger gefasst und verurteilt worden ist. Thea, die sich sehr für die damaligen Ereignisse interessiert, macht in einer alten Eiche einen merkwürdigen Fund und beginnt von Zweifel übermannt, den alten Fall neu aufzurollen.

„Bluteiche“ ist nach „Sommernachtstod“, „Spätsommermord“ und „Winterfeuernacht“ der vierte Band des Jahreszeiten-Quartetts von Anders de la Motte, der in Skåne angesiedelt ist. Einer schwedischen Provinz, die im Südosten des Landes liegt und in der er seine Kindheit verbracht hat. Daher fällt es ihm leicht, die Landschaft und die Menschen so bildhaft zu beschreiben, dass sie der Leser regelrecht vor sich sieht. Lediglich das Schloss Bokelund ist seiner Fantasie entsprungen und auch den kleinen Ort Tornaby gibt es in Schonen nicht. Dafür aber viele andere Schlösser und Burgen sowie tiefgrüne Wälder, die ein Paradies für Naturliebhaber sind. Und inmitten dieser unberührt scheinenden Umgebung ist das Unfassbare geschehen, über das im Dorf Stillschweigen herrscht.

Düstere Familiengeheimnisse, alte Rituale und mystische Erzählungen vereinen sich in diesem Krimi zu einer Geschichte, die kurzweilig und fesselnd zu lesen ist. Vor allem die daraus entstehende Atmosphäre, die von den Rätseln der Vergangenheit geprägt wird, wirft einen dunklen Schatten über das Geschehen und produziert Unsicherheit und Angst. Kein Wunder, dass niemand über die Vergangenheit reden will und Thea als Zugezogene mit ihren Nachforschungen ein Dorn im Auge der Bewohner ist. Eine flüssige Schreibweise, glaubwürdige Figuren und das Streuen von zweifelhaften Andeutungen kommen hinzu und lassen eine Kriminalgeschichte erleben, die trotz erst spät einsetzender Spannung beste Unterhaltung verspricht.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger und unterhaltsamer Kriminalroman, der vor allem Lesern empfohlen werden kann, die subtile Geschichten mit alten Geheimnissen, viel Atmosphäre und einen undurchsichtigen Handlungsverlauf lieben.