Rezension

Ein wunderbares Duo!

Und ein ganzes Jahr - Gayle Forman

Und ein ganzes Jahr
von Gayle Forman

Bewertet mit 5 Sternen

Als Willem erwacht, befindet er sich in der Notaufnahme eines Pariser Krankenhauses. Seine Erinnerungen kehren nur langsam zurück, doch Stück für Stück finden seine Gedanken Lulu und sofort macht er sich auf die Suche nach der jungen Amerikanerin, die er erst kurz zuvor kennengelernt hatte. Einen Tag hatten sie zusammen in Paris verbracht, einen Tag und eine Nacht und plötzlich scheint sie genauso aus seinem Leben verschwunden zu sein, wie sie aufgetaucht ist. Doch zunächst muss sich Willem seiner eigenen Vergangenheit stellen. Er kehrt in seine Heimat zurück und nimmt die zerbrochenen Scherben seiner Familie auf. Lulu kann er allerdings nicht vergessen. Leider weiß er viel zu wenig von ihr, noch nicht einmal ihren richtigen Namen…

„Nur ein Tag“ und „Und ein ganzes Jahr“ erzählt die Liebesgeschichte von Allyson „Lulu“ und Willem. Wurde der erste Teil noch aus Allysons Sicht beschrieben, wird diese Geschichte aus Willem Blickwinkel eingefangen. Natürlich ist es schöner, wenn der Leser erst „Nur ein Tag“ gelesen hat, doch auch ohne die Vorkenntnisse gibt es hier ein tolles Leseerlebnis, denn im Grunde beinhaltet dieser Roman eine eigenständige und in sich abgeschlossene Handlung.

In diesem Werk dreht sich alles um Willem und seine Probleme. Natürlich will er Lulu wiederfinden, denn sie hat sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Doch zunächst muss er zurück nach Utrecht, um das Erbe seines Vaters zu verkaufen. Seine Mutter, zu der er ein eher gespaltenes Verhältnis hat, lebt inzwischen in Indien. Viele Dinge müssen erst noch geklärt werden, damit er auch ein glückliches Ende finden kann.

Der erste Roman endete mit Allysons Auftauchen bei Willem. Im Endeffekt wird nun das ganze Jahr erneut beleuchtet und bis zu dem Punkt gebracht, an dem Allyson erneut vor seiner Tür steht. Doch die Geschichte ist wesentlich tragischer, denn hier erfährt der Leser, wie einsam Willem tatsächlich ist. Er hat nun zwei Jahre „unterwegs“ verbracht, hat viele Länder bereist und aus einem kleinen Rucksack gelebt. Er besitzt noch nicht einmal eine private Anschrift, hat keinen festen Wohnsitz. Immer wieder will er Abtauchen und einfach verschwinden. Diese Passagen machen deutlich, wie verletzlich er ist. Außerdem wird klar, dass er viel mehr in der kurzen Beziehung mit Lulu gesehen hat, als er es je mit einem anderen Menschen gespürt hat. Sie hatte ihn verstanden, ihn erkannt. Er sehnt sich nach ihr und ist verzweifelt, weil er sie nicht finden kann.

Die Geschichte entspricht keiner typischen Liebesgeschichte, denn die beiden Protagonisten treffen eigentlich gar nicht aufeinander. Immer wieder gibt es Momente, an denen sie sich fast hätten über den Weg laufen müssen, doch als kundiger Leser wissen wir, dass das nicht passieren wird. Die Suche geht weiter, obwohl sie an Sylvester am gleichen Ort waren: Tabula Rasa. 

Autorin Gayle Forman benutzt bei ihrer Erzählung eine sehr verständliche und moderne Ausdrucksweise. Sie bedient sich verschiedener Sprachen, natürlich nur bedingt und passend zum Erlebtem, und erweckt durch ihre Beschreibungen die vielen Länder, die Willem bereist, zum Leben.

„Nur ein Tag“ und „Und ein ganzes Jahr“ bilden ein wunderbares Duo!

Mein persönliches Fazit:
Ich habe die Geschichte regelrecht verschlungen!
Willem konnte mich fast im gleichen Masse begeistern wie Allyson es schon geschafft hatte. Er ist ein ebenso faszinierender Charakter, der mir sehr leidtat und dem ich nur das Beste gewünscht habe. Seine Person und seine Erlebnisse machten es mir leicht, mich auf die Handlung einzulassen. Gerne würde ich nun noch einen dritten Roman lesen und erfahren, wie die Geschichte weitergegangen ist. Also für Romantik-Fans ist es ein absoluter Lesegenuss!