Rezension

Eine Achterbahn der Gefühle, bei der die positiven Seiten überwogen haben...

Die Ballade von Max und Amelie - David Safier

Die Ballade von Max und Amelie
von David Safier

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung:
Die einäugige Hündin Narbe kann sich nicht vorstellen, dass eine wie sie jemals geliebt werden könnte. Doch dann verirrt sich der sanfte Hund Max zu der Müllkippe, auf der Narbe lebt. Er erzählt ihr von seinem wunderschönen Zuhause bei den Menschen und in der Hoffnung auf ein besseres Leben begleitet Narbe den Fremden auf die gefährliche Heimreise. Unterwegs wird Max von Alpträumen geplagt, in denen die beiden ein Liebespaar sind, aber von einem Menschen getötet werden. Aber sind es wirklich Alpträume oder vielmehr Erinnerungen? Narbe wehrt sich anfangs dagegen, dass es ihr Schicksal sein soll, Max zu lieben. Doch kaum beginnt sie zaghaft an das Gute zu glauben, taucht der Mensch aus den Träumen auf...

Meinung:
Ich habe ja nun schon einige Geschichten von David Safier gelesen. Einige fand ich echt toll (Mieses Karma und Happy Family), andere waren mir zu übertrieben (Muh). Seine neue Geschichte hat mich aber irgendwie trotzdem sofort angesprochen. Ich mag Hunde und es klang auch irgendwie nach einer ganz anderen Art Geschichte.

Und, dass es sich wirklich um eine ganz andere Art Erzählung handelt, merkt man schon zu Beginn des Buches. Der Ton ist rauer, die Geschichte ernsthafter und auch an manchen Stellen sehr brutal und gewalttätig und manchmal fand ich die Reaktionen von Protagonistin Narbe auch wirklich anstrengend und nervig. An anderen Stellen ist die Geschichte aber auch wahnsinnig berührend und liebevoll.

Erzählt wird der Großteil der Geschichte aus der Sicht der Hündin Narbe. Ich finde es immer etwas Besonderes, Erlebnisse aus der Sicht von Tieren erzählt zu bekommen. Klar, sind die Tiere hier extrem vermenschlicht und würden in Wirklichkeit wohl kaum so handeln, aber man merkt auch ihre Instinkte und ich fand die Beschreibungen schon gelungen, da man doch oft eine ganz andere Sicht auf bereits bekannte Dinge erhält.

Hier haben wir auf der einen Seite die harte, taffe, sture und einäugige Narbe, die nur schlechtes von anderen Lebewesen mitbekommen hat und auf der anderen Seite den sanften und vertrauensvollen Max, der die Tochter seines Frauchens über alles liebt.

Für Narbe sind die neuen Ansichten, die sie von Max erhält bzw. auf ihrer gemeinsamen Reise erlebt, total verwirrend, zum Teil auch erschreckend und doch verändern sie sie. Sie entwickelt sich glaubhaft weiter, auch wenn sie zwischendurch schon echt anstrengend ist, wenn ihre Sture Seite wieder voll durch kommt. Bei solchen Szenen hätte ich sie am liebsten geschüttelt. Auch Max erfährt viel Neues und entwickelt sich weiter, aber er ist in seiner Meinung trotz allem gefestigt.

Es gibt zusätzlich noch kurze Einwürfe aus einer 2., menschlichen Perspektive, die man anfangs schwer zuordnen kann, aber mit der Zeit wird klar, wer die Person ist und was sie mit den Hunden zu tun hat.

Auf ihrer Reise erleben beide sehr viel und müssen auch viele Gefahren meistern, aber trotzdem ist das Erzähltempo eher ruhig und gediegen. Prinzipiell geht es um die Themen Liebe, Freundschaft, Selbstvertrauen aber Verzeihen und Gewalt. Und auch das Thema Reinkarnation spielt eine große Rolle.

Das Ende bietet nochmal einen großen Showdown. Ich hätte es mir vielleicht ein bisschen anders gewünscht, aber prinzipiell fand ich es schon passend zur Handlung und es hat mich doch auch recht zufrieden zurückgelassen.

Noch kurz ein paar Worte zu den Sprecherinnen. Ehrlich gesagt, habe ich während des Hörens gar nicht gemerkt, dass es 2 verschiedene Sprecherinnen sind. Die Einwürfe der 2. Perspektive hätten auch von Jodie Ahlborn mit verstellter Stimme kommen können, so ähnlich finde ich die Stimmen. Das macht aber nichts, prinzipiell machen die Sprecherinnen einen guten Job, man wird in die Geschichte gezogen, kann die Emotionen nachfühlen und auch die unterschiedlichen Perspektiven gut unterscheiden.

Fazit:
„Die Ballade von Max und Amelie“ hat mich auf allen Ebenen berührt. Manchmal war ich schockiert, manchmal genervt, aber dann auch wieder von den liebevollen Beschreibungen und der ganz anderen Art Geschichte gefangen. Diese Gefühlslagen haben sich immer wieder abgewechselt und mich so nicht los gelassen. Die behandelten Themen sind wichtig und zumeist gut und gefühlvoll umgesetzt und auch wenn ich das Ende nicht ganz perfekt fand, ist es doch recht passend und zufriedenstellend. Für mich gibt’s für diese Achterbahn der Gefühle knappe 4 Sterne.