Rezension

Eine an sich aufrüttelnde Geschichte, doch der Schreibstil ist zu emotionslos

Die Neue - Sarah Bannan

Die Neue
von Sarah Bannan

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhalt:
Was geschah im Laufe des Jahres, nachdem "die neue" an die Schule kam. Carolyn ist neu an der Highschool und zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Sie ist schlank, schön und intelligent. Und freundlich zu allen. Doch, was zunächst für sie spricht, wird auch bald schon umgewandelt in Neid, Hass und Angriff. Es beginnt, nachdem sich ausgerechnet Brookes Freund in sie verliebt und dafür Brooke verlässt. Das kann das bis dahin beliebteste Mädchen der Schulde nicht akzeptieren und tut alles dafür, dass Carolyn in Missgunst fällt. Als dann noch ein verhängnisvolles Video auftaucht, läuft die Geschichte völlig aus dem Rahmen.

Meine Meinung:
Ein schwieriges Thema, eine an sich mitreißende Geschichte, bei der man nicht weiß, ob man fasziniert oder entsetzt sein soll. Fasziniert darüber, was für eine Eigendynamik manche Sachen erhalten, wenn jeder nur ein Minimum dazu beisteuert oder entsetzt, dass niemand kommen sah, was geschah und eingriff. Hier und da ein kleines bisschen Courage und nichts hätte so geschehen müssen, wie es dann geschah. Es ist also tatsächlich eine Geschichte, die aufrütteln möchte und die man verfolgen möchte. Doch ich persönlich muss wirklich sagen, dass mir der Schreibstil das Ganze sehr schwer machte.

Es ist ein Schreibstil, den man nicht richtig greifen mag. Erzählt wird in der "wir-Form" .... wer wirklich wir ist, erfährt man nie. Man kann vermuten, alle, die damit zu tun hatten. Doch trotzdem eher Aussenstehende, die sich nicht als Täter sehen, auch wenn sie es nicht verhinderten. Trotz allem was passiert, hat man das Gefühl, ein total emotionsloser Beobachter schildert, was im Laufe eines Jahres geschah, bevor "es" geschah. Das "es" erfährt man übrigens auch erst ganz am Ende auf den letzten Seiten und ich muss sagen, man kann Spannung auch zu sehr in die Länge ziehen. Denn irgendwann denkt man nur noch genervt, ja was geschah denn nun. Immer wieder im Buch wird darauf hingewiesen, dass man es hätte kommen sehen müssen, dass alles darauf hindeutete, dass hinterher so vieles einen Sinn gab ... Ja das ist richtig, aber man hätte vielleicht schon in der Hälfte des Buches dann mal darauf eingehen können und danach dann Rückblicke. Die Spannung wurde hier so lang hinausgeschoben, dass es nicht mehr wirklich berührte, als es dann erzählt wurde. Und auch, wie direkt danach Entschuldigungen für die Beteiligten gefunden wurden, verschlechterte das Ganze nur noch.

Und auch blieben viele Sachen ungelöst, Fragen wurden nicht beantwortet, die wichtig waren. Dafür verlängerten - in meinen Augen - unwichtige Sachen das Buch nur. Warum werden hier Fragen zu "Schularbeiten" in voller Länge abgedruckt, ebenso wie die Antworten dazu? Das hat mir weder die Personen näher gebracht, noch ihre Denkstrukturen. Auch warum ganze Kirchenlieder  erst in englisch, dann in deutsch abgedruckt werden, blieb mir ein Rätsel, denn für mich hatte der Inhalt nicht wirklich etwas mit der Geschichte zu tun.

Und so wird aus einer eigentlich wichtigen Geschichte, wie weit ein Mobbing ausarten kann, zu etwas emotionslosem. In dem man einfach zu viel unwichtiges drumherum schreibt.  In einem Schreibstil der dazu noch total nüchtern und gefühlskalt wirkt. Und das fand ich sehr schade. Ich habe das Buch trotzdem bis zum Ende gelesen, wollte wissen, was denn nun eigentlich geschah. Aber als es dann soweit war, las ich irgendwie unbeteiligt nur noch weiter. Es berührte mich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Klingt auch erschreckend, ja. Aber anders kann ich es einfach nicht beschreiben.

Mal ein Beispiel des Schreibstils:

"Unsere Tage und Wochen hatten einen festen Rhythmus angenommen. Wir fuhren, saßen, hörten, redeten. Aßen zu Mittag und machten unsere Hausaufgaben. Gingen über die Flure und überquerten die Grünflächen. Saßen an unseren Tischen und nahmen tagein, tagaus die gleichen Wege. Manche Leute grüßten wir, manche ignorierten wir, immer wieder. Wir beschwerten uns, das Leben sei langweilig und alles voraussagbar, Adamsville öde. Im Nachhinein würden wir das nicht mehr unbedingt sagen. Es war schön zu wissen, was als Nächstes kam."

Es ist so ein Dahingeplätscher vieler Worte, die sich in ihrem Sinn immer wiederholten ... später wussten wir, hinterher dachten wir, danach war nichts mehr so ...

Fazit:
Eine an sich aufrüttelnde Geschichte, die wieder einmal zeigt, was geschieht, wenn ein kleiner Stein ins Rollen gebracht wird und keiner da ist, der ihn aufhält. Leider ist der Schreibstil für mich sehr emotionslos gewesen und das eigentliche Geschehen so weit im Buch nach hinten gesetzt, dass es nicht mehr wichtig war, nicht berührte. Und das fand ich sehr schade. Ich denke, dieses Buch wird die Meinungen wieder spalten .. entweder man liegt mit dem Schreibstil auf einer Wellenlänge und findet es sehr gut, oder - wie ich - man kann mit dieser Art zu schreiben einfach nichts anfangen. Meine Wertung wäre hier 2,5 gewesen. Da es die Geschichte an sich aber doch schaffte, mich bis zum Ende lesen zu lassen, habe ich auf 3 erhöht.