Rezension

Potenzial verschenkt

Die Neue - Sarah Bannan

Die Neue
von Sarah Bannan

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung
Mobbing ist in der heutigen Zeit leider ein Thema, welches immer aktuell bleiben wird. Es hat mir sehr gefallen, wie Sarah Bannan den Verlauf der Geschehnisse behandelt und zu Papier gebracht hat. Der Plot ist wirklich außerordentlich gut und zeigt einem die gesamte schreckliche Wahrheit, was Opfern von Mobbing passieren kann. Man begleitet als Leser die Protagonistin Carolyn von ihrem ersten Tag an der Highschool, bis zu einem außerordentlich schlimmen Vorfall und ist absolut erschüttert vom Ausgang dieser Geschichte.
Die Autorin nimmt sich sehr viel Zeit, um auf die einzelnen Figuren einzugehen, beschreibt bis ins kleinste Detail die Umgebung, so wie die Stadt und bringt somit leider des Öfteren den Plot zum absoluten Stillstand. Mir waren die Charaktere viel zu grell gezeichnet und auch die Umschreibungen der einzelnen Settings waren mir an einigen Stellen zu viel. Ich konnte mit zwar so die einzelnen Stellen sehr gut vor Augen führen, habe allerdings gerne noch ein bisschen Raum für meine eigene Fantasie. Außerdem hat es mich zugegeben auch ein bisschen genervt, das immer alles "perfekt" ist. Carolyn Augen sind perfekt, ihr Körper ist perfekt. Absolut alles.

»Wir wussten nicht, was wir heute wissen. Wir konnten es nicht wissen. Sonst wäre alles vielleicht, sicher, anders gekommen.«
Zitat aus: "Die Neue"

Während des gesamten Buches weiß man als Leser nicht, welche Person einem die Geschichte von Carolyn erzählt. Die Autorin hat zwar den Ich-Erzähler gewählt, ihm aber weder einen Namen, noch eine Hülle gegeben. Dies hat es mir schwer gemacht, mich mit dem Erzähler anzufreunden. Er wirkte auf mich so leblos, weil er eben unsichtbar war. Zudem empfand ich den Schreibstil ein bisschen monoton. Ich hatte das Gefühl, als würde diese Geschichte einfach nur mal eben so runter gerattert, ohne Tiefe, ohne Emotionen. Zwar spricht der Erzähler den Leser immer mal wieder an, so dass ich mich in irgendeiner Weise einbezogen fühlte, aber wirklich binden konnte mich das am Anfang leider nicht an diese Geschichte.
Erst ab ca. der Hälfte des Buches konnte es mich ein bisschen mehr packen. Da legt die Autorin mehr wert auf ihren Plot und lässt ihre Beschreibungen und Wiederholungen weg. Die Geschichte nimmt an Fahrt auf und man erfährt als Leser all die schrecklichen Dinge, die die Protagonistin über sich ergehen lassen muss. Ich habe mich oft gefragt, was in den Mädchen/Jungen vorgeht. Warum sie ihr das antun. Warum sie nicht merken, dass es absolut verletzend ist, was sie da machen. Manches davon geschieht ja auch in der Öffentlichkeit. Öffentlich bei Facebook, wo es jeder lesen kann. Ab diesem Zeitpunkt habe ich so richtig mit der Protagonistin mit gelitten. Ich hätte sie so gern getröstet und eingegriffen. Es hat mich nachdenklich gestimmt, denn die gesamte Geschichte kann so auch wirklich passieren, was wirklich erschreckend ist. 
Es kommt, wie es kommen musste: Die Ereignisse häufen sich, die Dinge spitzen sich zu. Aus einem "harmlosen" Facebook-Spruch wird auf einmal Gewalt und dann erreicht man das Ende und ist absolut fassungslos, dass sowas passieren musste...

Fazit:
Guter Ansatz zu einem ernsten Thema, doch leider konnte mich die Geschichte nicht in der Gänze überzeugen. Zu viele Wiederholungen, zu "trocken" runter geschrieben. Zudem konnte ich mich nicht wirklich mit den Protagonisten anfreunden und die Emotionen prallten fast das ganze Buch über an mir ab. Dennoch hat mir der Plot sehr gut gefallen. Dieses Buch wird mich wohl trotzdem noch eine Weile beschäftigen.
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