Rezension

Eine arabische Dystopie

Das Tor - Basma Abdel Aziz

Das Tor
von Basma Abdel Aziz

Bewertet mit 5 Sternen

Schon 2016 unter dem englischen Titel "The Queue" wurde nun das Werk von der ägyptischen Schriftstellerin Basma Abdel Aziz ins Deutsche unter "Das Tor" übersetzt.
Als ausdauernde Kritikerin der Unterdrückung durch die ägyptische Regierung und Kämpferin für die Menschenrechte hat sie sich früh den Nickname »the rebel« verdient.
Al-Tabuur. Das Tor. Arabisch. Dystopie. "Das Tor" ist laut Klappentext die erste große Dystopie einer arabischen Autorin.
Und soweit es mich betrifft, ein Werk, dass man im selben Satz mit George Orwells "1984" nennen kann.
Und hier die Gründe dafür:

Wir befinden uns an einem nicht näher beschriebenes arabisches Land, in der es Zwischenfälle gab, die mit dazu geführt haben, dass ein Tor nun alles regelt, was es so für Bürger zu Regeln gibt. Dabei werden nicht nur Genehmigungen für medizinische Eingriffe, sondern auch Lebensmitteleinkäufe hinter dem Tor geregelt. Der Haken dabei: Das Tor öffnet sich nicht. Und die Schlange davor wird im Laufe der Handlung immer länger, dass sie sich über mehrere Stadtviertel ausbreitet. Dabei lernen wir als Leser einige der Menschen kennen, die aus unterschiedlichen aber dennoch wichtigen Gründen anstehen. Und man merkt , dass die anstehenden Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kommen und diese Grenzen sobald sie anstehen nicht mehr existieren. Alle werden vom Tor gleich behandelt.

Auffallend ist wie ich schon andeutete die Ähnlichkeiten zu "1984". Die Veränderungen der Regeln, die Basis der Gesellschaft hat mich immer wieder an "Big Brother" erinnert, in der sich der Feind über Nacht geändert hat und die Leute es hingenommen haben, als wäre der neue Feind schon immer der alte Feind gewesen.

Anders als in "1984" wird dabei nicht von einem Ministeriumsmitarbeiter, sondern von einem Arzt auf die plötzlichen Heimlichkeiten aufmerksam gemacht, der natürlich erst lebensnotwenige(!) Operationen durchführen kann, wenn das Tor die Genehmigung dazu erteilt. Nicht nur dem Arzt Tarik lernt man als Leser dabei kennen, auch einen seiner Patienten: Yahya.
Dieser war zu falschen Zeit am falschen Ort und nur das Tor kann ihn noch retten.

Die Dystopie wird sicherlich nicht ohne Hintergedanken von der Autorin geschrieben worden sein. Durch ihre politischen Ansichten und ihrer Herkunft wird sie sicherlich ihre Beobachtungen der Revolution in Ägypten 2011 eingebettet haben, die wie schon in "1984" zeigen, wie schnell Gerüchte oder Unwahrheiten zur Wahrheit werden kann.
Als großer Dystopie Fan kann ich auch diese Dystopie zu meinen Empfehlungen hinzufügen.