Rezension

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Eine außergewöhnlich, schöne und tiefgründige Geschichte.

Der Sommer, in dem die Zeit stehenblieb
von Tanya Stewner

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn Juli nachdenken will, zieht sie sich auf ihre Lichtung zurück. Doch eines Tages ist sie nicht alleine dort. Ein Junge steht vor ihr, plötzlich und unerwartet. Ein Junge wie von einem anderen Stern, so schön und so geheimnisvoll ist er. Ihrer beider Liebe könnte die Welt verändern. Doch darf diese Liebe überhaupt sein?

Ehrlich gesagt, ich bin total überrascht von dem neuen Buch „Der Sommer, in dem die Zeit stehenblieb“ von Tanya Stewner. Positiv. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet, obwohl der Titel schon einen Hinweis enthält.

Juli und Whoopie, zwei Mädchen, die so unterschiedlich sind, und dennoch beste Freundinnen.

Juli, die Denkerin, in der Schule nur Bestnoten und doch so einsam in ihrem familiären Leben. Sie lebt im vornehmen Viertel der Stadt, in einer schicken Villa. Ja, ihre Eltern waren reich, aber Wärme und Liebe, die fehlte im Leben dieser Familie. Julie hat einen IQ von einhundertvierzig! Und ihr Hirn lief immer auf Hochtouren, so dass es manchmal überlief von Gedanken. Dann war die Zeit für ihren imaginären Minigolfschläger gekommen, um diese oft problematischen Gedanken zu vertreiben. Zumal ihr Redefluß kaum zu stoppen war und für andere oft sehr unverständlich.

Zitat S. 16 „ … Sobald ich bemerkte, dass sich etwas in meinen Kopf geschlichen hatte, das ich da nicht haben wollte, nahm ich einen imaginären Minigolfschläger und schlug den bösen Gedanken wie einen Golfball in ein tiefes Loch. …“

Es geschieht oft, dass Juli vor den Eltern flüchtet. Sie hat einen Lieblingsort im nahe gelegenen Wald, geheim gehalten vor allen anderen, ihre Zuflucht. Eine Lichtung mit einem kleinen Teich. Nach einer emotionsgeladenen Auseinandersetzung mit ihren Eltern zieht Juli sich dorthin zurück und hat eine Begegnung, die ihr Leben verändern wird. Sie begegnet dort Anjano, einem fremden Jungen. Woher er kam, Fragezeichen. Nicht nur seine merkwürdige Bekleidung, nein auch seine Wortwahl, seine Sprache, sein Denken, alles ist so anders. Und doch war er in Julis Augen ein interessanter Junge, ihr Traummann.

Whoopie lebte in einfachen Verhältnissen und durch die Berufstätigkeit der Mutter den ganzen Tag auf sich selbst angewiesen. Sie ist eine sympathische Charaktere, quirlieg, fernsehsüchtig. Whoopie liebte TV-Serien. Oft verbrachten die beiden Mädchen die Nachmittage zusammen.

„Der Sommer, in dem die Zeit stehen blieb“, den Roman muss man als ein Ganzes sehen um zu erkennen, was die Autorin mit ihrer Geschichte uns sagen will.

Zitat S. 289 … „Die Natur ist die größtmögliche Intelligenz“, hatte Anjano gesagt, …  Verneigt euch vor dem Geist der Natur, dessen Genie kein Mensch jemals erreichen wird.“ …

 

Zur Romanidee sei gesagt, dass das Buch eine wunderbare Grundidee hat, und hervorragend umgesetzt wurde. Die Ich-Erzählerin Juli ist eine sympathische Hauptperson, auch wenn man ihrem Denken manchmal nicht so schnell folgen kann. Trotz der unterschiedlichen Lebensweise der Charaktere Juli und Whoopie sind diese sehr authentisch.

 

Dass der Roman einen auch noch nach dem Ende beschäftigt, sei kurz erwähnt. Wie heißt es in der Info: „Achtung, er könnte auch dich verändern!“

 

Mit diesem Roman hat Tanya Stewner ein in Worte kaum zu beschreibendes Werk geschaffen, dass mich komplett in seinen Bann gezogen hat.  Und um eine Frage vorab zu beantworten, ja es hat etwas mit Zeitreise zu tun (~ 450 Jahre). Die Handlung spielt in der Gegenwart. Mehr Infos zum Inhalt werden nicht verraten.

 

Die Gestaltung des Covers finde ich gut gelungen. Die filigranen Ornamente überlagern den Waldhintergrund, Julis Lichtung, sowie die beiden Menschen. Juli und Anjano. Alles in allem ein gelungenes Cover.

 

Ein Zitat noch zum Schluss:

S. 282 … „Mein Vater baute instinktiv eine Blockade auf. Er wollte die Energie nicht, kannte sie nicht.

„Bitte“, flüsterte ich. „Bitte.“

Da knackte etwas in seinem Herzen, zersprang und mit einem Mal brandete die Energie in ihn hinein, flutete wie eine riesige Welle in sein vertrocknetes Inneres.“