Rezension

eine berührende, herzzerreißende Familiengeschichte in zwei Zeitebenen

Die Zeit zwischen uns -

Die Zeit zwischen uns
von Marina McCarron

Bewertet mit 4 Sternen

"Der Schmerz wird schwächer, die Erinnerungen stärker." (Buchzitat)

Dieses Buch ist etwas ganz besonderes, weil es emotional sehr intensiv ist, gefühlvoll und doch zerreißend .

Es spielt in zwei Zeitebenen, die auch abwechselnd erzählt werden. Auf der einen Seite die junge Elise, deren Leben alles andere als einfach verläuft und die sich trotz aller Entbehrungen, auch die des 2.Weltkrieges, um ihre egoistische, kranke Mutter kümmert. Durch ihren Bruder lernt sie William kennen und lieben und diese Liebe ist für Elise wie die Luft zum Atmen. Doch eines Tages steht Hank vor ihr, denn William kommt nicht aus dem Krieg zurück, hat aber seinen besten Freund beauftragt, sich um Elise zu kümmern.

Parallel dazu reist man mit der jungen Frau Lucy nach Frankreich, weil sie gerne die Heimat ihrer Großmutter erkunden möchte und dabei auf einen Reiseführer trifft, der sie an ganz besondere Orte begleitet und dort erstaunliches entdeckt.

Diese herzzerreißende Geschichte ist völlig anders, als erwartet und hat mich bis zum Schluss sehr mitgenommen. Diese Melancholie die mitschwingt, das zerbrochene Herz und die Angst, Liebe zu geben, weil alles, was mit Liebe zu tun hat, einfach verschwindet und nie wiederkehrt.

Hank ist für mich ein wundervoller Mensch, so treu und großherzig, obwohl er selbst mit seelischem Schmerz und der großen Verantwortung für Elise zu kämpfen hat, ebenso wie für seine Eltern, seinen Sohn und seine Enkelin - doch macht er das so liebevoll, nimmt so viel Rücksicht. Es gibt so viele tolle Gesten, die mich innerlich wirklich zerrissen haben, weil er einfach so ein besonderer Mensch ist.

Die vielen Schicksalsschläge, die er hinnehmen muss, berühren einen sehr und doch ist es schön, wie er seine lustige Art und sein großes Herz nicht verliert.

Lucys interessante Entdeckungsreise nach Frankreich hat mir auch gut gefallen, sie ist so aufgeweckt, fröhlich und wissbegierig, und doch muss auch sie einiges, was sie sowohl in ihrer Heimat aber auch in Frankreich erfährt, verarbeiten und das wirkt sich auch auf ihr künftiges Leben aus, was mich gerade zum Schluss doch überrascht hat, denn der ist vollkommen anders als erwartet.

Das Buch stimmt nachdenklich und man erwischt sich dabei, wie man gleichzeitig berührt, aber auch wütend sein kann. Man hofft und wünscht so sehr mit, und doch verläuft einfach nicht alles im Leben so, wie es sein sollte. Eine besondere Erzählung über unerfüllte Hoffnungen, gebrochene Herzen, Sehnsucht und Freundschaft, Zusammenhalt in der Familie, Leben und Tod und Freude und Leid so nah beieinander. Die Hörbuchsprecherin Ella Gaiser hat diese Momente großartig und ergreifend erzählt, man hat mitgefühlt, gelitten, gehofft und versucht, nachzuvollziehen, was dort passiert.

Das Cover hat mich neugierig gemacht und der Titel klingt einladend und ist im Nachhinein sehr passend gewählt.

Obwohl es ein paar Stellen gab, die sich etwas in die Länge gezogen haben und ich es zeitweise schon etwas sehr bedrückend und schwermütig empfand, so vergebe ich trotzdem gerne 4 ★★★★