Rezension

eine einfühlsame Dreiecksgeschichte

Das leise Platzen unserer Träume -

Das leise Platzen unserer Träume
von Eva Lohmann

Bewertet mit 4 Sternen

Im Zentrum des Romans stehen Jule und Hellen, zwei Frauen um die vierzig, und David, Jules Ehemann.

Jule und David sind von der Stadt aufs Land in ein altes Bauernhaus mit Garten gezogen, um hier eine Familie mit vielen Kindern zu gründen. Kinder stellen sich nicht ein, dafür beginnt David eine Affäre mit der geschiedenen Hellen, die in der Stadt mit ihren Zwillingen lebt.

Diese Dreiecksgeschichte wird abwechselnd aus der Perspektive Jules und Hellens erzählt, was David fühlt und denkt, erfährt der Leser nur aus der Perspektive der Frauen. Thematisiert werden ungewollte Kinderlosigkeit versus übermässige Idealisierung der Mutterschaft, Stadtleben versus Landleben, Entfremdung in langjährigen Beziehungen nach anfänglicher Verliebtheit. Wie kann das ( zusammen ) Leben gelingen, wenn die Lebenswirklichkeit dazwischen kommt und konventionelle Wege nicht mehr beschritten werden können oder nicht mehr weitergegangen werden wollen ?

Diese Frage beantwortet die Autorin aus der Sicht von Jule und Hellen, deren Leben der Leser in entscheidenden Phasen begleitet und das auf warmherzige und mitfühlende Weise. Das hat mir gut gefallen. Der Wunsch, andere Lebewesen zu lieben, zu umsorgen und im besten Fall zurückgeliebt zu werden, wird besonders bei Jule spürbar. In diesem Zusammenhang fand ich die Geschichte um die Jule und David zugelaufene Katze, der sich besonders Jule hingebungsvoll widmet, gelungen, auch weil ja bei Katzen das Zurückgeliebtwerden so eine Sache ist.

Etwas zu klischeehaft geschildert war mir das Leben in der Stadt versus das Leben auf dem Land. Andererseits, Jules ironischer Gedanke mit Blick auf ihre Nachbarn, "Rasen gemäht, Haus, Garten und Leben unter Kontrolle", quasi als Verfechterin der Wiese und nicht des Rasens, hat mir gefallen. Manchmal hat die Geschichte m. E. jedoch die Grenze zum Kitsch berührt, beispielsweise als der Marianne Rosenberg Song "Marlene, eine von uns beiden usw." zitiert wird.

Fazit: Ein einfühlsamer Roman über die Planbarkeit eines "konventionellen" Lebens mit oder ohne Kinder, mit oder ohne Lebensgefährten. Im Großen und Ganzen habe ich den Roman gerne gelesen und vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung.