Rezension

Platzende Träume

Das leise Platzen unserer Träume -

Das leise Platzen unserer Träume
von Eva Lohmann

Bewertet mit 5 Sternen

Eva Lohmann erzählt leise und zart die Geschichte von Jule und David, die von der Stadt aufs Land gezogen sind, um dort ihre Träume von einem eigenen Heim mit Garten und darin herumtollenden Kindern zu erfüllen. Doch nachdem auch nach Jahren die Kinder auf sich warten lassen, entfernen sich Jule und David voneinander. "Erst war der Sex weggefallen, dann die Suche nach Nähe auf dem Sofa. Noch ein bisschen später hatten sie aufgehört, sich auf den Mund zu küssen oder an der Hand zu nehmen. Als Letztes verschwanden die Worte und Umarmungen. Ab da winkten sie einander zur Begrüßung oder zum Abschied nur noch zu." (Seite 53)

David beginnt eine Affäre mit Hellen, die als alleinerziehende Mutter von 8-jährigen Zwillingen in der Stadt wohnt. Von dieser Beziehung weiß Jule zu Beginn nichts.
Über die Ehe von Jule und David sowie deren Probleme wird abwechselnd aus der Sicht von Jule und Hellen berichtet. Informationen über David werden nur aus den Schilderungen der beiden Frauen ersichtlich. Beide sind unglücklich in ihrer mittlerweile lieblosen Ehe, doch fällt ihnen die Kommunikation über ihre Probleme und zerplatzten Träume schwer, so dass sie nur noch aus Gewohnheit Tag für Tag nebeneinander her leben.
Obwohl Jule und Hellen sich nicht kennen, macht sich Hellen viele Gedanken über Jule und deren Ehe. Vergeblich habe ich versucht, Hellen nicht zu mögen. Sie ist keine Frau, die sich freut, dass sie mit einem verheirateten Mann schläft. Hellen ist sehr einfühlsam; versucht zu ergründen, warum die beiden noch zusammen sind. "Aber dass ich mit meiner Anwesenheit wie eine Krücke eure unglückliche Beziehung stütze, das macht mir zu schaffen. Ohne mich hätte er dich vielleicht schon verlassen. Oder du ihn. Ohne mich wärt da nur ihr beide. Und dann müsstest ihr euch eingestehen, dass euch nicht mehr zusammenhält." (Seite 8).
Jule habe ich auch sehr gemocht; ihre Gedanken, Gefühle und Beweggründe sowie ihre persönliche Entwicklung habe ich sehr gut nachvollziehen können. "Jule [...] betrachtete all die Träume, die sie gehabt hatte, als sie in dieses Haus gezogen war. Wie riesige Seifenblasen waberten diese Träume durch die Räume und den Garten. Jule beobachtete sie fasziniert, folgte ihnen mit den Augen. Dann ließ sie sie platzen." (Seite 175)

Eva Lohmann hat eine außergewöhnliche "Dreiecksbeziehung" geschaffen. Das Buch hat mich tief berührt und noch einige Zeit in mir widergehallt.