Rezension

Eine Enttäuschung die wirklich schmerzt

CyberWorld 6.0: Anonymous - Nadine Erdmann

CyberWorld 6.0: Anonymous
von Nadine Erdmann

Als Erstes einmal der Hinweis das dieses Buch zu einer Reihe gehört und man die Vorgänger schon gelesen haben sollte, um die Story durchgehend zu verstehen. Das Buch ohne den Hintergrund wissen zu lesen, rate ich ab, weil man wahrscheinlich durchgehend auf dem Schlauch stehen würde. Wer die vorherigen Bände allerdings kennt, dem dürften Namen und Geschehnisse nicht mehr überraschen. 

 

Ich begleite die Reihe seit dem ersten Teil und erfreute mich bisher an jeden, da die Charaktere, die Gesellschaft und ganz besonders die Cyberworld an sich ein tolles Szenario anbot. Der Vorgänger von diesem Teil zeigte wieder, das die Autorin noch ein paar gute Ideen für ihre Welt hat, weswegen meine Freude auf diesen gerade zu ins Unendliche ging. Doch bereits nach den ersten Seiten verfiel ich in eine Art Schockstarre und fragte mich, was hier bitte los sei. Dies lag besonders daran, das ich plötzlich sehr genervt war, von den dauernden gesellschaftlich richtigen Verhalten aller Beteiligten. Egal ob die Teeanger rund um Jamie, Jenna und Zack oder die Erwachsenen wie die Väter der Eltern, alle hatten, die gleiche Aussage, die gerade zu einstudiert klang. Eine Abweichung von dieser war nicht zu finden, weshalb die mir lieb gewonnen Personen ihre Menschlichkeit verloren. 

 

Auch die Geschichte des Teils konnte mich nicht wirklich überzeugen. Denn der in der Kurzbeschreibung angedeutete Anonymus konnte zwar mit seiner Hintergrundstory und der familiären Lage mein Herz erweichen, wirklich Sinn ergab das ganze aber trotzdem nicht. Für mich ist das Hacken großer Systeme eine Kunst und nix was man so einfach in einem kleinen Computerladen lernt, weshalb ich mich schon fragte, wie er überhaupt dieses Wissen erlernen konnte. Auch der Grund weshalb er diesen Weg wählte, war mir etwas zu schwammig, denn hier hätte es eindeutig andere Mittel gegeben. Wieso schrieb er z. B. kein eigenes Spiel? Das hätte doch auch Eindruck geschindet. 

 

Sich als erwachsene Person in die heutige Jugend zu versetzen ist mittlerweile ein richtiges Minenfeld der Möglichkeiten geworden. Diese dann auch noch sprachlich zu treffen erfordert können, welches die Autorin bisher schaffte, diesmal aber nicht packte. Wie schon oben erwähnt war die Meinung aller Hauptcharaktere nahezu gleich, weshalb es zwischen Teenager und Erwachsenen förmlich keinen Unterschied gab. Dazu kam, dass selbst Nebencharaktere viel zu freundliche Haltungen hatten, die einfach nicht glaubhaft waren. Es wird stets und ständig beschrieben was für ein hartes und teures Pflaster London sei, aber davon merkte man von keinen Ladenbesitzer etwas. 

 

Das Traurigste aber waren die eintönigen Wiederholungen von Worten, die mich schier an den Rand der Verzweiflung brachten. Alles war ständig cool, peinlich oder der, die, das war ein A****loch. Wo blieb da die Vielfalt? Dabei gibt es doch gerade auf dem Gebiet der Schimpfwörter eine breite Auswahl. Besonders störend fand ich übrigens die Aussage „er/sie/es klaute sich einen Kuss“. Ich empfand die Stärke der Reihe stets als den Umgang mit den Paaren egal ob hetero oder homosexuell, aber dieses geklaue von Küssen, war durch die vielfache Benutzung einfach nur noch störend. 

 

Auch wenn ich in diesem Teil sehr viel zu beanspruchen habe, gab es auch Dinge, die mir gefielen. Ich fand es z.B. sehr interessant, das man das neue Spiel der Truppe erleben durfte, welches wirklich ein paar gute Momente hatte. Gerade die Krabbe, die, wenn man freundlich zu ihr ist, einen Schatz bringt, war eine wirklich tolle Idee, welche ich mir in Spielen tatsächlich wünschen würde. Wen auch negativ gefallen, hat mir der Streit rund um Zacks Eltern und deren teils schwachsinnigen Vorhaben mit ihrem Sohn. Waren die Eltern bisher schon nicht sehr beleibt, dürften Sie jetzt zu wahren Hassobjekten verkommen sein, denn ihre Ansichten und Ankündigen für die Zukunft waren einfach nur erschreckend und abstoßend. 

 

Die große Frage ist jetzt, wie es jetzt mit mir und der Reihe weiter geht. Es wird aber höchst wahrscheinlich so sein, das ich dem 7. Teil eine Chance geben werde, mit der Hoffnung, wieder an die von mir geliebte Reihe anzuknüpfen. Wie es so schön heißt, die Hoffnung stirbt nie.

Mein Fazit

Dies war wohl der enttäuschenste Teil der Reihe, der mir nur mit Kleinigkeiten wirklich Freude bereitete. Geliebte Personen wirkten für mich zu eintönig und auch der Story, fehlte diesmal der packende Aspekt. Ich hoffe daher sehr auf Teil 7.