Rezension

Eine etwas andere Liebesgeschichte...

Was auch immer geschieht - Bianca Iosivoni

Was auch immer geschieht
von Bianca Iosivoni

Bewertet mit 3 Sternen

Als Callie in ihren Semesterferien für drei Monate wieder nach Hause zurückkehrt um Zeit mit ihrer Schwester Holly zu verbringen, findet sie ihr Leben eigentlich noch ganz in Ordnung. Doch kaum in Ihrem Elternhaus angekommen, muss sie sich gezwungenermaßen mit ihrer Vergangenheit auseinander setzten. Dort trifft sie auf Keith, ihren Stiefbruder, den sie seit sieben Jahren nicht gesehen hat. Der Keith, der zu seinem attraktiven, ziemlich heißen Mann heran gewachsen ist- und den Callie aus tiefstem Herzen hasst, denn er ist Schuld an dem Tod ihres Vaters.

Bianca Iosivoni spricht hier ein Tabu-Thema der Superlative an: Die Liebe zwischen Stiefgeschwistern, welches immer mal wieder in Büchern behandelt wird. Hier müssen sich nicht nur die Protagonisten Callie und Keith damit auseinandersetzen, sondern auch deren Umfeld, wie Callies Schwester Holly oder ihr Stiefmutter Stella und ebenso auch der Leser.
Die moralische Gradwanderung, die dieses schwieriges Thema mit sich bringt, hat Bianca Iosivoni in diesem New Adult Roman, meines Erachtens nach, ganz gut bewältigt.

Callie ist eine Protagonistin, mit der man von Anfang an ein wenig Mitleid hat. Sie leidet sehr unter dem Verlust ihres Vaters und hat diesen noch immer nicht überwunden. Hinzu kommt diese innere Zerrissenheit von Callie, die Keith einerseits hasst, sich auf der anderen Seite aber sehr zu ihm hingezogen fühlt. Schon vor dem Tod ihres Vaters hat Callie insgeheim für Ihren Stiefbruder geschwärmt. Und diese Gefühle schlummern noch immer in ihr und werden immer stärker, je weiter die Geschichte voran schreitet.
Ich finde es schön, dass Callie im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durchmacht. Zu Beginn tritt sie etwas auf der Stelle und kommt nicht so richtig voran, wohingegen sie am Ende des Buches eine große Wandlung vollzieht. Sie muss sich die ganze Zeit mit sich und mit dem auseinander setzten, was vor sieben Jahren passiert ist.

Keith hingegen durchschaut man nicht gleich von Anfang an. Er ist eher der verschlossene Typ Mann und zeigt erst später, was er für Callie empfindet und was sie ihm bedeutet. Man kann am Anfang gar nicht genau sagen, was er möchte und versteht erst nach und nach seine Motive und Handlungen.

Den sehr bildhaften und illustrativen Schreibstil, den Bianca Iosivoni hier zutage legt, habe ich sehr genossen. „Was auch immer geschieht“ ist sehr lebendig und gefühlsecht aus der Sicht von Callie in der Ich-Perspektive geschrieben. Man erhält einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt von Callie, in ihre Gedanken und ihre vielen Ängste. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass dieser Einblick ein wenig einseitig war, denn es geht meistens um ihren Schmerz, weil sie ihren Vater verloren hat und den Hass, den sie deswegen auf Keith hat, der nach und nach in Zweifel in sich selbst übergeht und schließlich in Zuneigung und Leidenschaft für Keith endet.
An manchen Stellen habe ich förmlich mit Callie mitgelitten, wollte sie trösten und ihr sagen, dass alles gut wird, wenn Sie nur auf ihr Herz hört. An anderen Stellen wieder konnte ich ihre Entscheidungen und Gedanken nicht ganz nachvollziehen.
Warum Keith nicht einfach erzählt, was damals bei dem Unfall passiert ist, bei dem Callies Vater ums Leben gekommen ist, kann ich auch nicht verstehen. Es wird etwas zu einem Problem gemacht, was eigentlich gar keines ist. Das ist der einzige Punkt, der etwas Dramatik hervor bringt, an dem die Geschichte geheimnisvoll ist und mysteriös gemacht wird.

Gelegentlich plätschert die Handlung etwas vor sich hin, besonders das zweite Drittel des Buches empfand ich als ein wenig in die Länge gezogen. Mir hat meistens einfach etwas Tiefgang und die nötige Spannung gefehlt und ich hätte mir ein wenig mehr Dramatik und Knistern gewünscht.
Der Schluss des Buches ist für meinen Geschmack etwas zu sehr gewollt und erzwungen.

Fazit:

Bianca Iosivonis gut gelungener New-Adult Roman „Was auch immer geschieht“ ist eine etwas andere Liebesgeschichte, bei der ein schwieriges Thema behandelt wird – die Liebe zwischen Stiefgeschwistern. Es wird gezeigt wie Callie und Keith mit ihrer Liebe zueinander umgehen und wie hin- und hergerissen sie deswegen sind und wie ihre Mitmenschen und Familie damit umgehen. Es ist auch ein Buch über das Finden zu sich selbst und darüber, dass es einem gut tut ehrlich zu sich selbst zu sein.
Am Ende hat mir dennoch etwas gefehlt. Callies Gedankengänge waren nicht immer nachvollziehbar und ich denke an einigen Stellen hätte man etwas mehr aus der Geschichte herausholen können.
„Was auch immer geschieht“ bekommt von mir 3 Sterne.