Rezension

Schöne Liebesgeschichte, aber...

Was auch immer geschieht - Bianca Iosivoni

Was auch immer geschieht
von Bianca Iosivoni

Bewertet mit 4.5 Sternen

Callie kehrt nach Hause zurück, um den Sommer mit ihrer Schwester und Stiefmutter zu verbringen, bevor ihre Schwester sich auf eine Weltreise begibt. Womit sie nicht gerechnet hat, ist, dass ihr Stiefbruder Keith auch da ist. Ihn hat sie seit sieben Jahren nicht mehr gesehen, seitdem ihr Vater bei einem Verkehrsunfall gestorben ist. Und hierfür trägt ihrer Meinung nach ganz alleine Keith die Schuld…

Bianca Iosivoni erzählt uns in „Was auch immer geschieht“ eine sehr schöne Liebesgeschichte. Sie schafft es sehr gut, die ganzen positiven Gefühle, die entstehen, wenn man jemanden liebt, zu transportieren. Dadurch freue ich mich sehr für die Liebenden.

Keith mag ich zudem von Anfang an. Er ist freundlich und höflich, manchmal auch bissig. Zudem sieht er natürlich fantastisch aus. Er nimmt sein Leben selbst in die Hand und baut sich eine Zukunft in seinem ehemaligen Heimatstädtchen auf.

Callie dagegen ist schon ein ganz anderes Kaliber. Sie hat mich sehr oft und sehr viel genervt. Egal, um was es geht, Callie verfolgt generell eine Vogel-Strauß-Politik. Sie will sich nicht mit dem Unfall, bei dem ihr Vater starb, auseinandersetzen. Sie verdrängt, dass sie ihr Medizinstudium hasst. Sie will sich nicht mit ihren gegenwärtigen Gefühlen auseinandersetzen und dann auch nicht mit den Taten, die sie aufgrund ihrer Gefühle begeht. Doch manchmal ist Callie auch nur eine ganz normale junge Frau, die ihre Familie liebt, ihren Vater vermisst und vor lauter sexueller Anziehung zu Keith nicht mehr geradeaus denken kann. In den Momenten, in denen sie ehrlich zu sich und den anderen ist, kommt eine Callie zum Vorschein, die ich sehr mag.

Beim Lesen musste ich jedoch auch feststellen, wie sehr mir die Gemeinschaft in einem kleinen Städtchen, in dem jeder jeden kennt, fremd ist. Den Glaubenssatz „Was sollen denn die Nachbarn denken“ über das eigene Glück zu stellen, hat mich sehr befremdet. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass es glücklich und zufrieden macht, das eigene Leben nach den Maßstäben der Nachbarn zu führen.

Das Buch hatte für meinen Geschmack auch ein bisschen zu viel Drama. Der Konflikt um den Unfall ist meines Erachtens gar nicht nötig gewesen für die Geschichte, da sich ja bereits daraus ein Konflikt ergeben hat, dass Callie und Keith als Stiefgeschwister aufgewachsen sind. Zudem hatte ich der Mutter von Keith / Stiefmutter von Callie eine andere Reaktion unterstellt, als die, die sie gezeigt hat und hätte mir diese auch gewünscht.

Insgesamt lässt mich die Geschichte zufrieden zurück.