Rezension

Eine Frau zeichnet Leichen

Die Leichenzeichnerin (Thriller, Historisch) - Raiko Oldenettel

Die Leichenzeichnerin (Thriller, Historisch)
von Raiko Oldenettel

Bewertet mit 2 Sternen

Minna kann ihr Hobby Leichen zeichnen einfach nicht lassen. Und zur Strafe wird sie zwangsversetzt und muss einen Kriegsheimkehrer pflegen.

Inhalt:
1919: Minna Dahl arbeitet in einem Krankenhaus, bis sie von ihrem Chef dabei erwischt wird, wie sie Leichen zeichnet. Um sie zu bestrafen und davon abzubringen wird sie nach Mühldorf am Breitbach, einem kleinen Dorf in Bayern, geschickt, um dort einen der zahlreichen Kriegsversehrten zu pflegen.
Doch kurz nachdem sie dort ankommt, wird eine Leiche gefunden. Minna kann der Versuchung nicht wiederstehen und zeichnet die Leiche. Doch schnell wird ihr klar, dass es kein Unfall gewesen sein kann. Also begibt sie sich selbst auf die Suche nach dem Mörder und weiß mit der Zeit nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann. Bis sie dem Mörder dann gefährlich nahe kommt...

Mein Kommentar:
Dies ist mein erstes Buch des Autors Raika Oldenettel und er hat einen interessanten Schreibstil. Die Geschichte wird aus Minnas Sicht erzählt, aber von einem Erzähler. Dabei könnte man meinen, dass man Minna gut kennenlernt, was mir aber leider ein wenig zu kurz gekommen ist. Als Leser erfährt man zwar von ihrem Hobby Leichen zu zeichnen und was sie dazu führt, aber ansonsten lernt man sie leider so gut wie gar nicht kennen. Ich wurde auch während des gesamten Buches nicht warm mit ihr und konnte keine Bindung aufbauen.
Es war sehr interessant beschrieben, dass Minna ein so besonderes Hobby hat und ich finde die Idee richtig klasse. Doch leider fehlte mir in der Umsetzung etwas. Die Geschichte konnte mich nicht richtig fesseln und ich brauchte auch relativ lange, um das Buch zu lesen.  Auch wenn viele spannende Szenen eingebaut waren, konnte sich bei mir kein richtiger Spannungsbogen aufbauen und ich bin eigentlich eher so von Kapitel zu Kapitel weitergewandert. Dabei haben mich manche mehr und manche weniger gepackt.

Sehr schön beschrieben fand ich die Dorfgemeinschaft. Dabei kam klar zum Ausdruck, dass sie Zusammenhalten und Fremden gegenüber sehr misstrauisch sind. Ich fand es auch spannend zu lesen, dass sich die Dorfbewohner selbst auf die Suche machen und der Polizei eigentlich nicht so richtig trauen, auch wenn sie dabei nicht immer ganz korrekte Wege gehen und mit Verdächtigen keine Gnade kennen.
Aber auch hier blieben für mich noch so manche Fragen offen. So konnte ich Eva, die Haushälterin, nie so richtig zuordnen und wusste nicht so genau welche Rolle sie eigentlich spielt. Aber das passierte mir bei mehreren Personen.

Für mich war es oft schwierig Minnas Beweggründe nachzuvollziehen. Sie wird zwangsversetzt und dann bricht sie erst recht wieder in ein Gebäude ein, um eine Leiche zu zeichnen. Das passt meiner Meinung auch nicht so ganz in die Zeit in der die Geschichte spielt. Würde die Geschichte in einer anderen Zeit spielen, wäre es eher nachvollziehbar.
Außerdem kommt bei mir in der Geschichte nicht klar zum Ausdruck, dass sie im Jahr 1919 spielt. Es steht zwar zu Beginn eines jeden Kapitels die Zeitangabe, was ich sehr schön fand. So weiß man immer wieviel Zeit inzwischen vergangen ist. Doch ansonsten merkte man nicht viel von der historischen Zeit. Da kam meiner Meinung nach zu wenig beim Leser an. Das hätte man noch besser ausarbeiten können. So weiß man beim Lesen selbst eigentlich nie, dass dies ein historischer Krimi sein sollte. Das fand ich schade.

Mein Fazit:
Eine interessante Geschichte, die aber noch viel Potential nach oben hat und mich leider nicht ganz überzeugen konnte.
Trotzdem war das Thema spannend gewählt, auch wenn ich mir mehr erwartet hätte.

Ganz liebe Grüße,
Niknak