Rezension

eine ganz andere Welt

Die Tage des Wals -

Die Tage des Wals
von Elizabeth O'Connor

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch hat vor allen Dingen klar gezeigt, dass die Welt im Jahre 1938 nicht nur ganz anders war als heute, sondern die Lebensbedingungen und die Traditionen sich auf dieser kleinen walisischen Insel sogar sehr von der Welt dieser Zeit auf dem Festland unterscheidet. Und das war wohl auch gut bekannt, denn warum sonst hätte man schon Ethnografen auf die Insel geschickt. Interessant fand ich es auch, dass man ihr Interesse vermeintlich mehr dem gestrandeten Wall zugeschrieben hat. Aber dafür haben sie doch die Bewohner zu sehr befragt und sich über die Sitten und Gebräuche erkundigt. Für die Bewohner und besonders für die Protagonistin Manod war es ein besonderes Ereigniss und brachte den Hauch der großen und meist unbekannten Welt mit sich. Mir hat Manod jedenfalls sehr gut gefallen. Sie war etwas Besonderes und unterschied sich meiner Meinung nach, auch sehr von den anderen Bewohnern. Diese wollten zwar auch oft die Insel gerne verlassen, aber Manod machte sich doch mehr Gedanken über alles und kam auch zu anderen Schlussfolgerungen. Sie ließ sich nach außen hin nichts anmerken und lebte ihr Leben genau wie alle anderen auch. Sie half dem Vater bei der Arbeit, den anderen Frauen und war natürlich immer für ihre kleine Schwester da. Aber in Gedanken war sie viel weiter und lernte auch schon vorsorglich gut die englische Sprache, damit sie auf dem Festland besser zurechtkommen würde. Sie war belesen und zielstrebig. Für Manod war die Ankunft der Wissenschafter und besonders der Frau in dem Team Joan, eine Lichtblick und ein Weg von der Insel. Sie arbeitet auch für sie und freundet sich mit ihnen an. Mit Joan verbindet sie viel, aber Edward soll ihr Begleiter aufs Festland werden. Beim Lesen des Buches habe ich mich auch manchmal als Ethnograf gefühlt, denn ich habe die detailreichen Schilderungen des Alltagslebens auf der Insel sehr genau verfolgt. Man erfährt viel über die damalige Zeit und natürlich über die besonderen Verhältnisse, die auf dieser abgelegenen und manchmal auch abgeschnittenen Insel herrschen. Die Bewohner haben zwar Kontakt zum Festland und die Kinder fahren sogar jeden Tag mit dem Boot dorthin zur Schule, aber es wirkt trotzdem so, als würden die Ereignisse auf der Welt immer erst mit einer großen Verspätung zu ihnen gelangen. Man kann in dem Buch die erzählten Geschichten für die Ethnografen immer leicht erkennen, denn am Ende steht immer der Name des Erzählenden und woher diese Geschichte kommt. Und auch die Aufzeichnungen der Wissenschaftler sind durch den Fettdruck gut vom normalen Text zu unterscheiden. Die kurzen Kapitel fand ich auch immer gut, denn dann konnte man für sich immer seine Gedanken machen und dann erst weiterlesen. Der Text lässt sich auch gut lesen, man bleibt im Geschehen drin und erfährt viel über die unterschiedlichsten Menschentypen, die für Manod eine große Rolle spielen. Aber die Insel ist klein und daher kennt eh jeder jeden. Ich hatte mit Manod gehofft und gebangt, aber zum Schluß war ich über das Ende doch zufrieden. Denn für mich steht jetzt auch fest, dass Manod ihre eigenen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt treffen und ihre Wünsche verwirklichen wird. Und zwar ohne die Hilfe und Abhängigkeit von anderen Menschen, denn Manod ist eine starke Frau. Das hat sie eigentlich immer wieder bewiesen und sie lässt sich auch nicht von ihrem erträumten Ziel abbringen. Ich fand die Schilderungen sehr fesselnd und diese interessante Geschichte hat eine Zeit und einen Ort sehr authentisch mit all seinen Bewohnern lebendig werden lassen.

Es ist ein besonderes Buch und ich kann es mit einem guten Gewissen weiterempfehlen.