Rezension

Eine ganz wundervolle Geschichte

Die Hüterin der verlorenen Dinge - Nicole C. Vosseler

Die Hüterin der verlorenen Dinge
von Nicole C. Vosseler

Bewertet mit 5 Sternen

»Kannst du nicht ein Mal eine Mutter sein wie alle anderen auch?«

Das sind die letzten Worte der zehnjährigen Ivy Silvergren an ihre Mutter. Dann ist die Mutter spurlos verschwunden. Ivy und ihr Vater Richard haben es nicht leicht in der Zeit danach. Der Vater gerät erst einmal unter Verdacht und Ivy gibt sich die Schuld am Verschwinden ihrer Mutter Lila. Inzwischen sind fast dreizehn Jahre vergangen, aber Ivy ist immer noch traumatisiert und hat ihr Leben nicht wirklich im Griff. Sie sammelt Dinge auf, die andere Menschen verloren haben und gibt ihnen eine Geschichte. Auch Richard hat mit dem Verlust noch nicht ganz abgeschlossen, doch er will einen Neuanfang wagen. Er will wieder heiraten und muss dafür Lila für tot erklären lassen. Ivy bittet ihn um ein wenig Zeit. Sie will versuchen, Spuren ihrer Mutter zu finden.

Es ist eine ganz besondere Geschichte, die Nicole C. Vosseler bildhaft und sehr einfühlsam in diesem Buch erzählt. Mich hat Ivys Geschichte sehr berührt.

Ivys Mutter Lila ist durch einen Gedichtband sehr berühmt geworden. Lila ist mit ihren Gedanken immer weit weg und Ivy hat so manche Enttäuschung erlebt, wenn wieder einmal ein Versprechen nicht gehalten wurde. Doch dann gibt es noch etwas viel Schlimmeres. Lila ist einfach verschwunden und es gibt keinen Hinweis darauf, was geschehen ist. Natürlich gibt sich Ivy die Schuld dran, wie Kinder immer Schuldgefühle bekommen, wenn bei den Eltern etwas schiefläuft. Richard ist ebenfalls ein berühmter Schriftsteller. Erst gerät er ins Visier der Polizei und dann werden er und Ivy von den Medien verfolgt.

Später unternimmt Ivy Streifzüge durch New York, bei denen sie die verlorenen Dinge aufsammelt und mit nach Hause nimmt. Sie selbst fühlt sich auch etwas verloren. Eines Tages sieht sie den Pflastermaler Jack. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen und kann sich dennoch nicht auf ihn einlassen. Jack ist ein wundervoller Mensch, der sehr einfühlsam mit Ivy umgeht. Aber auch der Straßenkehrer Moe ist ein liebenswerter Mensch.

Ivy hat mir leidgetan, aber ich habe ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen können. Trotzdem habe ich sie gerne begleitet auf der Spurensuche nach ihrer Mutter, die für sie auch eine Suche nach sich selbst ist. Sie begegnet alten Freunden ihrer Eltern, ihrer Verwandtschaft und Stan. Alle diese Personen sind auf ihre Art besonders.

Es passiert gar nicht einmal so viel in dieser Geschichte, aber die Spannung ist trotzdem da, denn man möchte natürlich wissen, was Ivy über Lila herausfindet.

Es ist eine melancholische Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.