Rezension

Eine gelungene Fortsetzung

Der Malik -

Der Malik
von Bernhard Kreutner

Bewertet mit 5 Sternen

Michael Lenhart und Sabine Preiss von zahlreichen Kollegen abschätzig „Bonnie und Clyde der Abteilung für Abfälle“ genannt, bekommen mit Anton Steinbach personellen Zuwachs und von Innenministerin Mannlicher einen neuen Fall: Walter Denk, ein hochrangiger Mitarbeiter des Finanzministeriums ist auf Malta verschwunden. Einziger Hinweis, was er auf der Mittelmeerinsel, die seit hunderten Jahren Raubrittern, Seeräubern und Steuerflüchtlingen Unterschlupf bietet, wollte, ist ein Post-it mit den beiden Wörtern „Der Malik“.

 

Wer, wie Lenhart Karl May gelesen hat, wird sich vielleicht dunkel daran erinnern, dass „Malik“ soviel wie Herrscher oder König heißt.

Das Trio durchforstet einmal alle möglichen Register nach Personen dieses Namens und bleibt bei einem umtriebigen Geschäftsmann in Wien hängen. Malik ist vor Jahrzehnten aus Nordafrika nach Österreich eingewandert und hat mit hilfe eines gerissenen Winkeladvokaten ein komplexes Firmenimperium geschaffen und gilt als Musterbeispiel der gelungenen Integration, was er auch mit großzügiger Unterstützung von Integrationsprojekten vor allem im achten Bezirk untermauert.

 

Was dann folgt, ist akribische Recherchearbeit quer durch mehrere Ministerien und Dienststellen, ohne auf die Befindlichkeit mancher Leiter Rücksicht zu nehmen.

 

Meine Meinung:

 

Wie schon im ersten Krimi „Der Preis des Lebens“ nimmt Autor Bernhard Kreutner Bezug auf Österreichs Innenpolitik und ihre Repräsentanten. Ich finde den Blick auf die Beamten der unterschiedlichen Ministerien herrlich erfrischend und erkenne (da ich selbst Beamtin bin) zahlreiche Charaktere wieder.

 

Die philosophischen Betrachtungen von Michael Lenhart gefallen mit außerordentlich gut, vor allem dann, wenn sie durch Sigrid Wolf, jene Frau deren Netzwerk besser als jeder Geheimdienst ist (S. 159) um eine Wienerische Variante bereichert werden:

 

Lenhart: „Wenn du ein Problem hast, versuche es, zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus.“

 

Frau Wolf anlässlich einer Info zu einer externen Beratungsfirma, die im Ministerium ihre Arbeit aufnehmen soll: „Wenn du ka Problem hast, dann erfindn mia ans, am besten ans, des du net lösen kannst, weil’s eigentlich kans ist. (S.158)

 

Wer hier einen actionreichen Krimi erwartet, ist fehl am Platz. Hier wird sauber recherchiert, zahllose Datenbanken angezapft und durch messerscharfe Analysen zu einem entsprechenden Gesamtbild verknüpft. Der Leser darf auch dem kriminellen Clan über die Schulter schauen und erfährt, wie einfach es ist, EU-Fördergelder für eigene Zwecke zu lukrieren und sich selbst noch das Mäntelchen des generösen Wohltäters umzuhängen.

 

Sprachlich ist Bernhard Kreutner wieder ein Meisterstück gelungen. Hier die philosophischen Bemerkungen, dort die g’standene Wiener Vorzimmerdame, häufig als Vorzimmerdrache bezeichnet, die schon Legionen von Ministern, Sektionschefs und Abteilungsleiter kommen und gehen gesehen hat.

 

Ein bisschen habe ich die Verbindung zum Bundesheer vermisst, das ja auch immer wieder für Turbulenzen sorgt. Doch diesmal ist der Bezirksvorsteher des achten Bezirks der Sparringpartner für Michael Lenhart. Obwohl, Partner ist er wohl nicht, eher der Punchingball. Eine kurze Schrecksekunde hatte ich beim Zusammentreffen Lenharts mit dem neuen Pressespecher von Ministerin Mannlicher. Wie man ja weiß, sind Pressesprecher und Lenhart so gar nicht kompatibel.

 

Fazit:

 

Es müsste mehr solcher Krimis geben, denn die bereiten deutlich mehr Lesevergnügen als die üblichen, in denen alkoholkranke, kaputte Ermittler den Verbrechern nachjagen. Gerne gebe ich diesem zweiten Krimi rund um Lenhart & Preiss 5 Sterne und eine Leseempfehlung.