Rezension

Eine gelungene Fortsetzung

Leipziger Zeitenwende -

Leipziger Zeitenwende
von Gregor Müller

Bewertet mit 5 Sternen

Gregor Müller nimmt seine Leser wieder in das historische Leipzig mit. Man schreibt das Jahr 1899 und wie immer bei Jahrhundertwenden, haben Endzeitprediger und Scharlatane ihre Hochzeiten.

 

Criminalcommissar Joseph Kreisler muss sich diesmal mit gefälschten Lottoscheinen,die den Menschen Reichtum versprichen, um ihnen gleichzeitig das oft letzte Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Zeit drängt, denn in wenigen Tagen ist Silvester und wenn die Drahtzieher bis dahin nicht gefasst sind, beginnt das neue Jahr mit mehr als einem Katzenjammer.

 

Gleichzeitig beschäftigt ihn der Tod von Henriette, einer jungen Prostituierten, die aus einem Fenster fällt. Selbstmord oder hat hier jemand nachgeholfen?

 

Noch während Kreiser hier Erkundigungen zu dem Pamphlet über den bevorstehenden Weltuntergang, das man bei der jungen Frau gefunden hat, einzieht, ordnet sein Chef an, dass er diesen Fall als Selbsttötung zu den Akten legen soll und sich fortan um den Polizeireporter Feodor Beier kümmern soll. Denn gute Presse kann die Polizei immer brauchen.

 

Wenig später wird Kreiser zum nächsten Selbstmord gerufen, einem Major a.D.. Vor dem Haus trifft er Gustav Möbius, den Staatsanwalt. Auch hier finden sich das Pamphlet und Zweifel am Selbstmord. Wie kann sich ein Mann, dessen rechter Arm amputiert worden ist, erschießen?

 

Gemeinsam recherchieren Möbius und Kreiser akribisch im Umfeld der Toten. Dazu muss Kreiser auch in das Leipziger Arbeitshaus, in dem Henriettes Mutter ihr Leben fristet.

 

„...Es geht nicht darum, dass die Wege schneefrei sind, sondern um Besserung unserer Schützlinge. Nur durch die Gewöhnung an beständige und vor allem eintönige Arbeit sowie einen gottgefälligen Lebenswandel können die Sünder auf ein besseres Leben hoffen...“

 

Erst als ein dritter Mord geschieht, bei dem wieder die Schmähschrift eine Rolle spielt, scheint die Idee zur Auflösung der Todesfälle nah. Doch dazu begibt sich Josephs Zimmerwirtin Hannah Faber, die blinde, ehemalige Lehrerin auf nicht ungefährliche Recherchetour.

 

Meine Meinung:

 

Auch in seinem zweiten Fall verbringt Joseph Kreise seine Abende mit seiner Zimmerwirtin, die sonst wenig Ansprache hat. Dabei verrät er ihr sein persönlichstes Geheimnis, das sie mit ihrem messerscharfen Verstand schon längst erraten hat. Sie befreit Joseph elegant aus seiner Verlegenheit, in dem sie zugibt, sich schon darum gewundert zu haben, dass er noch nie versucht, Damenbesuch in sein Zimmer zu schmuggeln. Gemeinsam besprechen sie seine Fälle und Hannah Faber zieht aus Kreisers Erzählungen ihre Schlüsse.

 

Gut gefällt mir die Zusammenarbeit zwischen Joseph Kreiser und dem Staatsanwalt Gustav Möbius. In vielen Krimis sind die beiden Funktionen ja oft Gegenspieler. Interessant ist auch die neu eingeführte Figur des Polizeireporters Feodor Beier. Ob er auch in Zukunft Kreisers Geheimnis bewahren wird?

 

Viel Herzblut und Arbeit hat der Herr Autor in die Recherche gesteckt. Zum einen erfahren wir einiges über das Druckerhandwerk, und zum anderen einiges über die Zustände des Leipziger Arbeitshauses. Dort werden die Menschen in ihren schwierigen Lebenssituationen noch zusätzlich gedemütigt.

 

Auch das geschichtliche Umfeld der Stadt Leipzig und ihrer Bewohner ist lebendig und authentisch beschrieben. Selbstverständlich finden auch die damaligen kriminalistischen Arbeitsmethoden ihren Platz.

 

Ich mag sorgfältig geschriebene Krimis und freue mich, wenn es neue Fälle für Joseph Kreiser geben wird.

 

 

Fazit:

 

Ein sehr gut recherchierter historischer Krimi, der mich bestens unterhalten hat und dem ich gerne 5 Sterne gebe.