Rezension

Eine Geschichte, die mich auf ganzer Linie eroberte

Raum - Emma Donoghue

Raum
von Emma Donoghue

Kurze Inhaltsbeschreibung
Jack und seine Mutter sind eingepfercht in einem einzigen Raum.
Über Jahre hinweg.
Jack muss in den Schrank, wenn „Old Nick“ kommt.
Das ist Jacks Welt, die er nicht anders kennt, da er dort geboren wurde und nichts von seiner Außenwelt ahnt.
Bis seine Mutter ihm erklärt, da sie vor jener Welt, die ihm so vertraut ist, flüchten müssen.

Meinung
„Raum“ ist eines jener Bücher, die lange Zeit auf meiner Wunschliste als Wackelkanditat verweilten.
Wenn ich ehrlich bin, zu lange!
Anfangs schreckte mich die Handlung ein wenig ab, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie es einer Autorin gelingen sollte, jene Thematik authentisch und fesselnd zu beschreiben.
Schon gar nicht aus der Sicht eines 5 Jährigen!
Doch Emma Donoghue versetzte sich gekonnt in die Welt des kleinen Protagonisten und seiner Mutter, und schrieb die gesamte Geschichte mit der Sprache eines Fünfjährigen, der schon viel zu viel für sein Alter weiß.

Dieser besagte Schreibstil mitsamt seinen „Sprachfehlern“ wie zum Beispiel „mitgebringt“ statt „mitgebracht“ erschwerte mir anfangs enorm den Einstieg und bereitete mit Kopfschmerzen.
Doch schon bald vermochte es eben jener Schreibstil, dass ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte und gebannt verfolgte, wie Jack die Welt, begrenzt auf diesen einen Raum, erlebt.
Faszinierenderweise gelingt ihr dasselbe aber auch bei seiner Mutter, die stets den Spagat zwischen Erschöpfung, Verzweiflung und Beschützerinstinkt bewältigen muss.
So entsteht eine beklemmende und bedrückende Atmosphäre, die wie ein roter Faden bis zum Schluss der Geschichte verläuft, und der man sich einfach nicht entziehen kann, und will!

Natürlich ist die Thematik, und der Grund warum Jack und seine Mutter sich in diesem Raum befinden, harte Kost, und sie geht an die Substanz.
Dennoch verwendet die Autorin hier relativ behutsam Andeutungen und geht bei gewissen Szenen nicht zu sehr ins Detail, sondern lässt den Kopf des Lesers selber entscheiden, wie weit seine Fantasie geht.
Allerdings geht sie dafür bei anderen Gewohnheiten sehr oft ins Detail und verliert sich dann in Wiederholungen. Das ist etwas mühsam und ja, auch sehr nervig und bei einer Stelle für mich auch etwas abstoßend.
Das wäre aber auch der einzige Kritikpunkt, den ich hier erwähnen kann.
Andererseits passen aber auch genau diese Gewohnheiten zu der Handlung und machen sie so noch viel beklemmender, erschreckender.

Die Charaktere sind ebenfalls sehr gelungen.
Jack, der unglaublich intelligent ist sowie seine Mutter, die ihn so liebevoll versucht zu schützen, wuchsen mir von Seite zu Seite mehr ans Herz und so fieberte und litt ich mit ihnen.
Diese enge Beziehung ist so herzerweichend und faszinierend, dass man gar nicht anders kann als mit ihnen zu leiden.

Fazit
„Raum“ ist für mich die Entdeckung in diesem Jahr schlechthin.
Eine Geschichte, die mich auf ganzer Linie eroberte.
Deren Handlung wie Schreibstil mich beeindrucken und umhauen konnte.
Zum Glück habe ich auf andere Leser gehört und nach ihrer Schwärmerei das Buch sofort begonnen.