Rezension

Eine grauenhafte Katastrophe - Teil

Irrtum 5,8 - Sara More

Irrtum 5,8
von Sara More

Bewertet mit 3 Sternen

Anfangs hat mich dieses Buch sehr begeistert.
Anhand von zwei fiktiven Schicksalen wird hier das Erdbeben 2009 in L`Aquila geschildert, bei dem 309 Menschen ums Leben kamen und ganze Orte zerstört wurden. Die Handlung wird immer wieder unterbrochen durch Fakten, Zeitungsartikel, Berichte von Augenzeugen, Untersuchungsberichte, Polizeimeldungen. Dadurch bekommt der fiktive Teil des Buches eine ganz andere Tragweite. Man fühlt sich sehr nah dran am Geschehen. Fast ist man dabei.

Man lernt Viola kennen, eine Hausfrau, die bei dem Erdbeben fast ihre ganze Familie verliert. Ihr grauenhaftes Schicksal wird hier sehr eindrucksvoll geschildert, erschütternd und tragisch.
Parallel reist Karina, eine deutsche Nachwuchsjournalistin, nach Rom, um einen neuen Job anzutreten. Sie landet im Erdbebengebiet, um von dort zu berichten.
Nach und nach werden die Hintergründe aufgedeckt, die das Ausmaß dieser Katastrophe verschulden. Es geht um egoistische Ignoranz bei Politikern und Zivilschutz, die lieber eigene Interessen verfolgen, als die Bevölkerung zu warnen, die sogar Seismologen diffamieren, damit keine Panik ausbricht. Zudem gibt es wohl auch massive Baumängel aus Profitgier.

So weit ist das Buch grandios. Leider ist Karina nicht die toughe, engagierte Reporterin mit dem großen Herzen, die man sich an dieser Stelle gewünscht hätte. Sie ist klein, blond, wunderschön und shoppingsüchtig, liegt ständig im Clinch mit ihrem Vater, nimmt aber gerne Papas Geld zum Shoppen, weil der eigene Verdienst dazu nicht reicht. Mitten im zerstörten L'Aquila ist ihre Garderobe noch ihre größte Sorge.
Karina kellnert nebenher. Zufällig trifft sie ihren Kellnerkollegen, Luca, mit dem sich sich immer nur zankt, mitten zwischen den Trümmern...

Dieser Handlungsstrang erinnert an einen eher simpel gestrickten Liebesroman und passt hier überhaupt nicht her. Nichts gegen Liebe in Mitten der Katastrophe, aber hier haben wir eher kindisches Geplänkel. Dazu trägt auch der sehr bildhafte Schreibstil bei, der den Schrecken gut illustriert, an anderer Stelle aber oft übertrieben wirkt. So ist Karina schon mal "die blonde Sturheit auf Stummelbeinen", "der blonde Zwerg", "der wandelne Schminkkoffer" oder ganz schlicht "der Sturkopf", während Luca meistens "der Besserwisser" ist, oder "der rechthaberische Riese", wenn nicht gar "der Riesenrömer".

Sehr verärgert hat mich das abrupte Ende. Es war nicht ersichtlich, aber dieses Buch ist nur Teil 1 des Dramas. Da werden Skandale angedeutet, es gibt Geheimnisse und jede Menge Schicksale, die man gerne weiter verfolgt hätte.
Überlebt Violas Sohn? Warum heißt das Buch "Irrtum 5,8" ? Vielleicht erfährt man es im nächsten Buch. Hier jedenfalls nicht.