Rezension

Eine humorvolle Weihnachtsgeschichte

Weihnachten wird wunderbar - Lucie Castel

Weihnachten wird wunderbar
von Lucie Castel

Inhalt:
Pünktlich, einen Tag vor Heiligabend, soll der Flieger Scarlett und Mélie aus dem verschneiten Heathrow zurück ins geliebte Frankreich bringen. Dort wollen die beiden Schwestern die Feiertage mit ihrer Mutter verbringen. Der Vater ist erst vor kurzem gestorben, was dazu führt, dass die anhängliche Mutter fast stündlich die Kinder anruft und nach deren Wohlbefinden fragt.
Doch das Schneetreiben in Heathrow macht den beiden Schwestern und ihren Plänen schon bald einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Die Anzeigetafel am Flughafen verkündet, dass der Heimflug bis auf weiteres gestrichen wurde. Scarlett ist außer sich und kann die ruhige Art ihrer Schwester kaum nachvollziehen.
Die Situation erfordert Krisenmanagement. Jetzt heißt es die Mutter zu vertrösten und nebenbei eine Lösung finden. In Gedanken verirrt sich Scarlett auf die Herrentoilette. Dort trifft sie auf einen waschechten Engländer. William verzeiht den Fauxpas der aufgebrachten Französin. In ihrem Zustand höchster Erregtheit gewinnt sein knochentrockener britischer Humor beruhigenden Charakter.
Kurze Zeit später schließt sich William den beiden Schwestern an. Im Gespräch kommen Scarlett und er sich näher. Sie schmieden Pläne, wie die Heimreise vielleicht auf anderem Wege doch noch klappen könnte, scheitern aber. Sie müssen feststellen, dass ihr Flug gecancelt wurde.
William reagiert entschlossen: Die beiden Mädchen sollen gerne bei ihm zu Hause unterkommen. Als Mélie und Scarlett einwilligen, wissen sie noch nicht, was sie bei William daheim erwartet.
Dessen verrückte Familie, die den Osbournes auf MTV das Wasser hätte abgraben können.

Im Detail:
Die Geschichte Weihnachten wird wunderbar besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Aufenthalt der beiden sehr unterschiedlichen Schwestern Mélie und Scarlett auf dem Flughafen in Heathrow. Im weiteren Verlauf der Geschichte stößt der Engländer William zu der kleinen Gruppe. Gemeinsam verbringen die drei sehr unterschiedlichen Charaktere ihre Zeit in den Hallen und hoffen auf eine Änderung auf der Anzeigetafel der abgehenden Flüge.
Schon schnell wird klar, dass Scarlett ihre liebenswürdige Schwester Mélie oft missversteht. Mélie ist im Gegensatz zu ihrer Schwester eher ruhig und gefasst, wenn es zu Stresssituationen kommt. Vielleicht ist es auch ihr Job als Sexualtherapeutin, der es Mélie ermöglicht, ihren Gegenüber schneller zu durchschauen, als es der eigenen Schwester gelingt. Diese hingegen verurteilt Mélie gerne. Die Schwester sei in jungen Jahren vom Baum gefallen. Das erkläre, warum sie so wirr rede und so anders denke als ihr Umfeld und warum sie Zugang zu Menschen finde, die eben nicht „normal“ reagieren.
Als William zu den Schwestern stößt, bringt er die Geschichte in Schwung. Seine distinguierte „Britishness“ wird jedoch schon bald auf die Probe gestellt. Scarlett ist kein einfacher Mensch.
Als William den Schwestern vorschlägt, den Heiligabend bei ihm zu Hause zu verbringen, nimmt das Desaster dann seinen Lauf. Für reichlich Chaos ist angesichts der familiären Verhältnisse ihres Gastgebers auf jeden Fall gesorgt.
William hat einen homosexuellen Bruder, der sich gegenüber der eigenen Familie noch nicht geoutet hat. Hinzu kommt seine Tante, die sich nach der Trennung von ihrem Mann, der es mit der Sekretärin getrieben hat, in einer düsteren Verfassung befindet. Der Vater hingegen verhält sich auffallend distanziert und ruhig, kontrastiert von der Mutter, die eine wahre Furie zu sein scheint. Einzig die Großmutter Lizzie befindet sich in Feierlaune und ist bereits auf der Suche nach dem Alkoholvorrat des Enkelsohns. Mitten in dieses Chaos geraten nun also Mélie und Scarlett.
Und nun kommt das Weihnachtsfest. So ein Moment, in dem alles immer wie am Schnürchen laufen soll ...

Fazit:
Wenn Lucie Castel Humor und Ernsthaftigkeit mischt, bleibt bei ihren Fans kein Auge trocken.
„Weihnachten ist wunderbar“ ist eine Familiengeschichte, in der genügend Platz für grotesken Humor und raffinierte Bezüge ist. Das alles hat extrem viel Schwung.
Mit der Protagonistin wird man als Leser nicht recht warm. Über weite Strecken wirkt sie beinahe unsympathisch. Wer darüber hinwegsehen kann, wird mit „Weihnachten wird wunderbar“ schöne Lesestunden haben.

Buchzitate:
„Sie sind also eher der Typ Mimose.“ „Ich bin Engländer. Nicht durchdachte und riskante Manöver überlassen wir gerne den Deutschen und Franzosen.“ Volltreffer. Ich sehe so unbeteiligt wie möglich in seine Richtung.