Rezension

Eine junge Frau sucht ihren Weg

Der süße Duft der Reben -

Der süße Duft der Reben
von Tara Haigh

Bewertet mit 4.5 Sternen

„...Ihre Gedanken kreisten um die erlangte Volljährigkeit, zumindest auf dem Papier, denn letztlich würde sie weiterhin unter dem Vormund ihres Vaters stehen. Ungerechte Welt!...“

 

Wir befinden uns in London des Jahres 1903. Noch ahnt Isabel nicht, dass am heutigen Tag, ihrem 21. Geburtstag, ihre Welt völlig aus den Fugen geraten würde. Erst einmal freut sie sich über ihre Zulassung an der Londoner Kunstakademie.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gekonnt ausgearbeitet und passt sich dem Inhalt an.

Seit ihrem 10. Geburtstag lebt Isabel mit dem Vater in London. In ihr steht aber die Sehnsucht nach ihrer spanischen Heimat. Ihr Vater offeriert ihr, dass sie in wenigen Wochen Rafael heiraten und deshalb mit dem nächsten Schiff nach Spanien zurückkehrt wird. Isabel fällt aus allen Wolken. Einerseits kann sie ihr Studium vergessen, andererseits hat sie aus ihrer Kindheit keine guten Erinnerungen an Rafael. Er ist der Sohn eines Rosinenbarons. Zwar macht ihr Vater mit ihm Geschäfte, doch alle privaten Kontakte waren abgebrochen. Mit keinem Wort begründet der Vater, warum es zu diesen Arrangement kam. Die Beziehung zu ihren Vater zerbricht. Isabel schleudert ihm entgegen:

 

„...Wie herzlos du doch bist! Ich wünschte, meine Mutter wäre noch am Leben. Sie hätte das nie zugelassen...“

 

Auf der Seereise verlässt Isabel vorzeitig das Schiff. Sie will sich allein durchschlagen. Außerdem möchte sie ihren Freund aus Kindertagen wiedersehen. Doch nach manchem Irrweg landet sie bei Rafael. Gibt es noch eine Chance, der Ehe zu entgehen?

Wir befinden uns in den Jahren, in denen die Reblaus in Europa beginnt, ihren Siegeszug anzutreten. Christóbal, ein Weinbauer, sieht die Entwicklung und ihre Ursachen realistisch.

 

„...Wer sich mit Mutter Natur anlegt, steht auf verlorenen Posten. Das wird sich bitter rächen, glauben Sie mir. Die Leute hier werden nicht einmal mehr etwas zu essen haben...“

 

Christóbal selbst hat nur einen kleinen Weinberg. Ansonsten baut er alles an, was er zum Leben braucht. Die Überschüsse verkauft er auf den Markt. Dort ist er allerdings nicht gern gesehen. Die Großbauern werfen ihm Panikmache vor, obwohl in Andalusien schon die ersten Weinberge brennen, um die Reblaus auszurotten.

Christóbals Land ist begehrt. Auch Rafaels Vater hat danach schon die Hand ausgestreckt. Doch Chancen hat keiner.

Nach und nach erweist sich das Buch nicht nur als historischer Roman, sondern als Kombination aus geheimnisvoller Familiengeschichte, einer Spur Liebesroman und einer Prise Krimi.

Kaum gehe ich als Leser davon aus, dass Isabel ihren Weg gefunden hat, gibt es neue und überraschende Wendungen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.