Rezension

Eine kleine Hummelfledermaus will die Welt sehen

Hetty Flattermaus fliegt hoch hinaus - Annette Roeder

Hetty Flattermaus fliegt hoch hinaus
von Annette Roeder

Bewertet mit 5 Sternen

Die kleine Hetty Flattermaus, eine haselnussgroße Hummelfledermaus, kann es gar nicht erwarten den großen Park von La Rondine zu erforschen. Ihr Entdeckerdran scheint sie ununterbrochen zu erforschen, nur mit einer Mama, die stark auf Sicherheit bedacht ist, wird das wahnsinnig schwer. Gut behütet bleibt sie vorerst mit ihrer besten Freundin Fidelia im gewohnten und sicheren Gebäude, bis sie letztendlich ihre Chance kommen sieht und dann diese natürlich auch ergreift. Fidelia hält für sie die Stellung, nur wie geht es weiter, als Hetty nicht zum vereinbarten Zeitpunkt wieder zurück ist? Sie hätte den Schlamassel kommen sehen müssen.

Wir fanden die Geschichte (bzw. den 1. Band) von den kleinen Hummelfledermäusen richtig toll. Man merkt von Seite zu Seite immer mehr, was für ein Drang hinter Hettys Abenteuerlust steckt und man hofft auch, dass ihr nichts Böses geschieht. Vor lauter Aufregung tappt sie natürlich ganz naiv in einige problematische Situationen. Ich, als Mutter, konnte natürlich auch die Seite der Fledermausmutter Hulda sehr gut verstehen. Auch ich will mein Kind nichts mehr als beschützen, nur greifen wir hierbei immer zu den richtigen Mitteln? Hat ihre letzte Aktion Hetty vielleicht dann erst recht dazu gebracht, in den Park zufliegen?

Dementsprechend empfand ich die Geschichte als sehr nachvollziehbar und auch realistisch, nur halt mit tierischen Charakteren. Ich empfand aber auch nicht so, dass man absichtlich auf Stereotypen zurückgegriffen hat. Alles gemäßigt, aber jede Figur im Buch hat ihren bestimmten und individuellen Charakter.

Was ich erst beim Lesen herausgefunden habe, ist die Tatsache, dass sich die Autorin eigentlich auch sehr genau an das Leben der Fledermäuse gehalten hat. Mein Sohn hat z.B. nach dem "Herrn Flattermaus", also Hettys Vater, gefragt. Fledermausweibchen ziehen in Gruppen ihre Jungen groß, also ohne die Männchen. Ich finde es super, dass, obwohl es sich um eine fiktive Geschichte handelt, trotzdem auf diese Details geachtet wird.

Die Wortschöpfungen im Buch fanden wir persönlich sehr witzig. Es kann jedoch durchaus sein, dass sich jemand anderes daran stört, denn die komplette Geschichte ist durchzogen davon. Da ich meinem Sohn das Buch vorgelesen habe, hat das jedoch nichts ausgemacht, weil wir immer viel über den Buchinhalt reden, egal um welche Geschichte es sich handelt. Da kann er jederzeit nachfragen, oder ich erkläre von mir aus bestimmte Begriffe. Kinder die alleine lesen, könnten vielleicht Probleme haben. Ich bin jedoch der Meinung, dass jeder seine Kinder aktiv dazu auffordern sollte, jederzeit Fragen zu stellen, seien sie auch noch so banal. Nur so können sie ihren Wortschatz und Horizont erweitern sowie die Geschichten auch richtig verstehen.

Die Illustrationen helfen aber beim Textverständnis auch ungemein. Hier wurde wahnsinnig gut ins Detail gegangen und die Textbausteine auch richtig umgesetzt. Ein Lob somit auch definitiv für die Illustratorin, denn das ist nicht bei allen Kinderbüchern der Fall. So kann man seinem Kind z.B. auch zeigen, dass die kleinen Fledermäuse von Muschel-Tellern essen. Die Bilder sind auch sehr farbenfroh und perfekt über die Seiten verteilt. So müssen auch ungeübtere Leser Angst vor zu viel Text auf einer Seite haben.

Ein weiterer Pluspunkt geht an die kurz gehaltenen Kapitel. Ist es an einem Tag etwas spät abends geworden, kann man trotzdem noch ohne Problem ein Kapitel weiterlesen und erspart sich eine Diskussion mit seinem Kind. So kann man es vermeiden, einige Tage gar nicht ins Buch zu sehen und die Geschichte vielleicht wieder von vorne beginnen zu müssen.

Auch den Preis empfinde ich als vollkommen gerechtfertigt. Auf den nächsten Band freut sich mein Sohn schon sehr. Spätestens dann, werden wir den ersten Band erneut lesen.