Rezension

Eine kleine Zauberwelt für sich

Ensel und Krete - Walter Moers

Ensel und Krete
von Walter Moers

Bewertet mit 4 Sternen

Für mich sind Moers' Bücher einfach immer wieder eine kleine Zauberwelt für sich, in der man immer wieder neue Dinge entdecken kann. Aber erstmal zum Buch an sich: Wie man sich am Titel vielleicht schon ableiten kann, hat man hier die zamonische Variante von Hänsel und Gretel vor sich (und ich hab wahrscheinlich immer das Bedürfnis Grete statt Krete zu schreiben). Nur werden Ensel und seine Schwester nicht ausgesetzt, sondern beschließen einfach, den Großen Wald abseits der Pfade zu erkunden.
Das erste der insgesamt drei Kapitel war mir persönlich etwas zu langatmig, doch dann kam der Clou, den ich zugegebenermaßen nicht so erwartet hätte. Im Nachhinein sage ich mir: Boah, das hättest du dir echt denken können. Doch während des Lesens habe ich mir es eben nicht gedacht und war positiv überrascht. Moers verliert sich jedoch gerade in den ersten Abschnitten etwas sehr in Beschreibungen, wenngleich diese dennoch faszinierend und interessant sind - der Einblick in diese andere Welt, die mit unserer doch recht viel gemeinsam hat, ist spannend.
Was die Geschichten so besonders macht, sind die Mythenmetzschen' Abschweifungen, die der fiktive Autor immer wieder vornimmt. Wenn man diese Teile wegnehmen würde, wäre einem ein großer Lesespaß genommen worden. Auch die Zeichnungen, die immer wieder die Geschichte verschönern und ausgestalten, machen dieses Buch zu etwas Besonderem. Allgemein finde ich die Mittel, mit denen Moers arbeitet, d.h. auch Schriftart- oder größe, schwarze Seiten, Zeichnungen usw., sehr anregend. Ich freu mich schon darauf, das Buch ein zweites Mal durchzulesen und dabei dann neues in diesen Gestaltungsmitteln zu entdecken.
Nichts destotrotz bleibt bei mir angesichts des Endes ein wenig Unzufriedenheit, die ich nicht einmal klar definieren kann. Vielleicht hätte ich auch einfach nur gerne weitergelesen? Ich kann es wirklich nicht sagen.

Was auch noch ganz amüsant, zugleich aber auch anstrengend war, ist die halbe Biographie von Mythenmetz am Ende. Lieber hätte ich noch ein bisschen mehr von Ensel und Krete und auch von den Abschweifungen gelesen.

Alles in allem ein Moers, der mir wieder sehr gut gefallen hat. Ich glaube immer mehr, dass diese unzufriedene Gefühl einfach ein Ich-will-mehr-Gefühl ist und ich einfach gerne weitergelesen hätte :)