Rezension

Eine nicht ganz heile Welt am Piz Palü

Piz Palü -

Piz Palü
von Marie Brunntaler

Bewertet mit 5 Sternen

Das Grand Arnold im Sommer 1957 ist Mittelpunkt dieses spannungsgeladenen Romans. Marie Brunntaler erzählt in ihrem dritten Werk „Piz Palü“ von den beiden Kindern der Hotelbesitzer, die spurlos verschwinden. Als dann noch ein Mord geschieht, übernimmt Kommissar Tschudi diesen Fall.

Es sind Familienverhältnisse, die verworren und unübersichtlich daherkommen. Die einzelnen Charaktere sind allesamt gar nicht so nett, wie es den Anschein hat. Die Kinder sind weg – und dann meint Erika, ihre Mutter, es sei eine Charade. O. W. Fischer, der Filmstar, sieht so manches, jedoch bleiben ihm die Zusammenhänge verborgen. Genauso  wie Corinne, der Gesellschafterin. Als dann ein Mord für Aufregung sorgt, ist die Verwirrung perfekt. Ich fange an, jede einzelne Figur zu hinterfragen – wie gut hat diese das Opfer gekannt, hätte diese dadurch Vorteile gehabt und für wen wäre dieser Tod nützlich. So  nach und nach zerbröckelt die Fassade, die Vergangenheit kommt immer mehr zum Vorschein.

Geschickt flicht die Autorin kurze Momente ein – wie ein Blitz, der kurz aufblinkt, aber dann doch nicht zu fassen ist. Es schwingt etwas Unausgesprochenes mit. Subtil, nicht ganz greifbar, aber doch da. Beim Lesen meint man direkt, jetzt dem Ganzen auf den Grund zu gehen, in die richtige Richtung sich zu bewegen. Was übersieht man? Was übersieht Tschudi? Eine Frage – vage, verschwommen – hängt in der Luft. Es spitzt sich noch einmal zu, alles dreht sich um. Aber warum bemerkt es keiner?

Es braucht einige Zeit, um die Personen und deren Eigenschaften einzuschätzen und zuordnen zu können, aber dann stört nichts mehr. Der Lesegenuss ist im Vordergrund und dieser Krimi bleibt äußerst spannend. Bis ganz zum Schluss, denn erst dann entwirrt sich diese Story.