Rezension

Von schönen Berglandschaften und tiefen Abgründen

Piz Palü -

Piz Palü
von Marie Brunntaler

Bewertet mit 4 Sternen

Ein unterhaltsamer Roman mit skurrilen Protagonist*innen und einem dramatischen Krimi in der schönen Schweizer Bergwelt.

Ein herzliches Dankeschön für das Rezensionsexemplar an Netgalley und den Eisele-Verlag.

 

Der Inhalt in eigenen Worten

Wir schreiben das Jahr 1957. Zur Sommerfrische treffen sich die Berühmtheiten aus der Politik und dem Showgeschäft im Grandhotel am Piz Palü in der Schweiz. Man gießt die Bergluft und das vorzügliche Essen, besteigt die nahen Gipfel und zeigt sich in der Öffentlichkeit natürlich nur von seiner besten Seite. Der beschauliche Bergurlaub wird unterbrochen, als die Kinder des Hoteldirektors verschwinden und kurze Zeit später sogar ein Leichnam aus dem Hotel getragen wird.

 

Mein Leseerlebnis

Marie Brunntalers Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Durch ihre präzisen Beschreibungen laufen die Geschehnisse wie in einem Film vor meinem inneren Auge ab. Die Dialoge sind teilweise meisterhaft gestaltet. Alles, was laut ausgesprochen wird, charakterisiert die Protagonist*innen ebenso treffend, wie die Dinge, die zwischen den Zeilen stehen. Auch legt sie ihren Charakteren Akzente und Fremdsprachen in den Mund, was das Setting eines Hotels in der Schweiz sehr authentisch machte und bei mir für Urlaubsflair sorgte.

Die Protagonist*innen wirken teilweise sehr karikaturesk und, auf eine unterhaltsame Art, mitunter auch sehr unsympathisch. Dadurch fiel es mir schwer, mich wirklich in eine der Personen hineinzuversetzen. Allerdings war es durchgängig ein Genuss für mich, sie zu beobachten und mich immer wieder von ihren Handlungen, Einstellungen und Haltungen überraschen zu lassen. Schnell ahnt man als Leser*in, dass so manche Geheimnisse unausgesprochen bleiben.

Während die Geschichte rund um die illustre Gesellschaft im ersten Drittel amüsant dahinfließt, entspannt sich in der zweiten Hälfte des Romans ein Krimi, der es in sich hat. Marie Brunntaler gelingt es scheinbar mühelos, die Leser*innen an der Nase herumzuführen, sodass ich auch mit ein paar Vermutungen über den/ die Täter*in und die Zusammenhänge danebenlag. Die Lösung des Falls ist, ohne zu viel verraten zu wollen, sehr vielschichtig und meisterhaft erzählt. Amüsant sind die kriminalistischen Hintergründe allerdings gar nicht mehr. Hat man im Vorfeld über die Protagonist*innen gelächelt, bleibt einem das Lachen nun im Halse stecken.

Sehr genossen habe ich außerdem die Beschreibungen der Berglandschaft und die Szene der „Besteigung“ des Piz Palü, bei der die körperlichen und psychischen menschlichen Schwächen wunderbar herausgearbeitet wurden.

 

Fazit:

PIZ PALÜ ist ein unterhaltsamer Roman mit skurrilen Protagonist*innen, die es faustdick hinter den Ohren haben. Er mündet in eine dramatische Kriminalgeschichte, die einen tiefen Einblick in die Abgründe der reichen Herrschaften gibt. Ich empfehle ihn Fans von Geschichten wie „Mord im Orientexpress“ und Leser*innen die sich gerne auch mal auf unsympathische Personen einlassen und nicht nur Wohlfühlromane lesen.