Rezension

Im Schatten des Berges

Piz Palü -

Piz Palü
von Marie Brunntaler

Bewertet mit 3 Sternen

Sommer 1957: Mitten in den Schweizer Bergen liegt das Gran Arnold. Das exklusive Hotel ist seit langem in Familienbetrieb. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Erika Kälin den Fortbestand des Hotels nur durch eine reichte Zweckehe retten. Was vordergründing blinkt und blitzt ist nur Fassade. Schon seit einiger Zeit liegt bei der Hoteliersfamilie einiges im Argen. Dessen ungeachtet verbringen die Gäste der besseren Gesellschaft aus Politik, Wirtschaft oder Kultur, so beispielsweise der bekannte und charmante Schauspieler O.W. Fischer, im Gran Arnold ihre Sommerfrische. Doch dann verschwinden die Kinder der Hotelbesitzer.

„In zweitausend Metern Höhe herrschten nur der Wind und die Götter. Das war kein Lebensraum für Menschen. Wer sich hierher verstieg, fand sich plötzlich ausgesetzt in der Leere, verwundbar und schutzlos.“

Der Roman Piz Palü von Marie Brunnthaler hat einen ganz besonderen Protagonisten, den titelgebenden Berg in den Schweizer Alpen. In seinem Schatten spielen sich hier einige Dramen ab. Fast episodenhaft reihen sich die Ereignisse aneinander. Die menschlichen Mitspieler haben gegen die beindruckende Kulisse wenige Chancen zu brillieren. Nicht einmal der Schauspieler O.W. Fischer – warum sich die Autorin entschieden hat, hier eine reale Figur einzubauen - hat sich mir nicht erschlossen. Auch wenn wir uns in der Mitte der 1950er Jahre befinden, mutet das Arrangement eher einem viktorianischen Kammerspiel an. Der Polizeibeamte Tschudi, der im Fall der verschwundenen Kinder herangezogen wird, erinnerte mich gleich an zwei große literarische detektivische Vorbilder, aber ein Hercule Bärlach wurde trotzdem nicht aus ihm.

Mir fehlte die Liebe zum Personal, es hätte meinetwegen auch Abneigung sein können. Aber die Personen (und damit die Handlung) blieben blutleer, als ob es ihnen völlig gleichgültig wäre, was rund um sie herum geschieht.