Rezension

Eine öffentliche Kindheit

Raumpatrouille - Matthias Brandt

Raumpatrouille
von Matthias Brandt

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod seiner Eltern schrieb der jüngste Sohn Matthias von Willy und Rut Brandt kleine Erzählungen aus seiner Kindheit. In Berlin Anfang der 1960er Jahre geboren wuchs Matthias Brandt mit seinen beiden älteren Brüdern Peter und Lars in Berlin und später in der Bundeshauptstadt Bonn auf, als deren Vater Willy Brandt Bundeskanzler wurde. Da Matthias mit einem relativ großen Altersabstand zu seinen beiden älteren Brüdern der Nachzügler in der Familie ist, bekam er viel Aufmerksamkeit von seiner Mutter Rut. Rut Brandt versuchte, ihre Söhne so normal wie es möglich war, zu erziehen, trotz der Sicherheitsvorkehrungen für die ganze Familie. Matthias Brandt erzählt mit einem Augenzwinkern von seiner Kindheit, die teilweise unbeschwert gewesen ist, aber auch den typischen Streichen und Auseinandersetzungen mit Geschwistern und Freunden. Dennoch zeigt er auch die andere Seite der Medaille, nämlich eine Kindheit zwischen dem berühmten Vater, anderen Politkollegen und prominenten Persönlichkeiten.

Matthias Brandt beschreibt in seinen Erzählungen seine Kindheit aus Erlebnissen und Erinnerungen, und welche Träume er als Junge hatte. Nicht ohne Grund trägt der Buchtitel einen Begriff aus der Astronomie. Besonders unterhaltsam ist die Erzählung zu der geplanten Fahrrad-Tour mit seinem Vater Willy und dem seinen Parteikollegen Herbert Wehner, die sich nicht immer grün waren. Man kann nachspüren wie es den beiden Männern in dem Moment erging, als die angebliche Fahrrad-Tour nicht stattfinden konnte. Manche Erzählungen spiegeln die Momente der eigenen Kindheit wider. Somit stellen seine Erzählungen die Normalität eines Politikersohnes wider. Wenn Matthias Brandt seine Erzählungen Revue passieren lässt, kann man seine Sprache und Stimme nachempfinden, was auf sein schauspielerisches Talent zurück zu führen ist.

Matthias Brandt ist einer meiner deutschen Lieblingsschauspieler seiner Generation. Mit zunehmendem Alter sieht er meines Erachtens seinem Vater immer ähnlicher. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dass er die Deutschen an seine Kindheit teilhaben lässt, die vor allem durch die 1970er Jahre geprägt worden sind. Wenn man selbst einen Teil der 1970er Jahre erlebt hat, kann man einige Momente und Alltagsgegenstände nachvollziehen.