Rezension

Eine unglaublich heftige Thematik, die extrem an die Nieren geht und nichts für schwache Nerven ist

Schlaft, Kinder, schlaft (Ewert Grens ermittelt ) -

Schlaft, Kinder, schlaft (Ewert Grens ermittelt )
von Anders Roslund

Von Anders Roslund hab ich bisher noch gar nichts gelesen. Aber als ich „Schlaft, Kinder, Schlaf“ entdeckt habe, musste ich das einfach ändern.
Hierbei handelt es sich um den zweiten Band rund um Ewert Grens. Was aber nicht schlimm ist, da man die Bände auch unabhängig voneinander lesen kann.
Trotzdem wird Band 1 noch einziehen, weil mich dieser Kriminalroman doch extrem vom Hocker gehauen hat, gerade vielleicht deshalb, weil es so eine heftige Thematik ist.

Der Schreibstil des Autors ist sehr einnehmend, bildhaft und unglaublich fesselnd. Die Atmosphäre sehr düster, drückend und beklemmend.
Hierbei erfährt man ganz unterschiedliche Perspektiven, was mir richtig gut gefallen hat, weil man so die einzelnen Charaktere viel besser und intensiver kennenlernen kann.
Gerade mit dem, was sie umtreibt und wie sie damit umgehen, ist sehr interessant zu beobachten, wodurch sich auch die Persönlichkeit vor den eigenen Augen viel besser entfaltet.
Ewert Grens mochte ich wahnsinnig gern. Gerade seine ruhige, sture und eigenbrötlerische Art. Er beißt sich schnell fest und wenn er das tut, dann lässt er auch nicht mehr los und kämpft verbissen darum.
Daneben hat mir auch Piet richtig gut gefallen. Besonders seine innere Zerrissenheit, die nagende Verzweiflung und diese immens große Wut, war so gut zu spüren und noch viel mehr nachzuvollziehen.
Alles sehr authentische Charaktere, die mich jeder auf seine Weise extrem mitgenommen haben.

Puh, also die Thematik ist extrem heftig und hat mich extrem schlucken lassen.
Eine Thematik, die immer aktuell sein wird und regelmäßig Alpträume beschert.
Man stößt dabei extrem an die Grenzen, kann die eigene Wut kaum zügeln und fühlt sich doch so ohnmächtig, angesichts dieser Hilflosigkeit.
Bereits der Einstieg hat mich so gepackt.
Ich habe diese zarte Unschuld gesehen und gleichzeitig habe ich gesehen, wie sie jeden Moment zerstört wird.
Das ist so tief geprägt von Schmerz und unkontrollierter Verzweiflung.
Und dann kommt Ewert ins Spiel und kämpft bis aufs Blut für diejenigen, die es nicht können.
Er gibt Ihnen eine Stimme und so viel mehr.
Und daneben realisiert man auch, was es für die Opfer bedeutet. Wie sehr die innere Verwandlung davon betroffen ist und vor allem, was es für ihr weiteres Leben bedeutet.

Der Autor verwöhnt uns mit sehr detailreicher und intensiver Ermittlungsarbeit. Was keineswegs trocken oder langweilig ist.
Sondern total interessant und nervenaufreibend.
Denn jeder Augenblick zählt. Jeder Augenblick, der der letzte sein könnte.
Ich war extrem erschüttert von diesem gewaltigen Ausmaß, von den Antagonisten, die narzisstisch, skrupellos und perfide agieren und dabei in ihrer eigenen kleinen Blase der Vollkommenheit leben.
Das ist extrem beängstigend und verstörend.
Aber die gut platzierten Twists haben mir den Rest gegeben, das hat mich alles an Nerven gekostet und so extrem unter sich begraben.
Ich finde einfach keine Worte dafür.

Der Autor setzt sich aber auch mit zwischenmenschlichen und psychologischen Aspekten auseinander und das ist gerade bei so einer Thematik extrem wichtig.
Denn das Ganze ist ein riesengroßer Prozess, der sich hier vollzieht und ich bin einfach nur geplättet, von dieser komplexen, emotionalen und tiefgreifenden Story.
Die, das ganze Ausmaß der Tragik zwischen die Zeilen legt.

Fazit:
Mit „Schlaft, Kinder, schlaft“ ,konnte mich Anders Roslund restlos von seinem Können überzeugen.
Hierbei handelt es sich um den zweiten Band der Ewert Grens Reihe.
Eine unglaublich heftige Thematik, die extrem an die Nieren geht und nichts für schwache Nerven ist.
Mich hat es extrem an meine Grenzen stoßen lassen und emotional völlig um den Verstand gebracht. Trotzdem finde ich gerade diese Art von Büchern wichtig, weil diese Thematik nie ausstirbt und nicht oft genug erörtert werden kann.
Eine absolute Leseempfehlung.