Rezension

Eine unsympathische Protagonistin in einer spannenden Geschichte

Yellowface -

Yellowface
von Rebecca F. Kuang

June Hayward und Athena Liu haben beide zusammen ihr Studium in Literatur abgeschlossen und haben ihren ersten Roman veröffentlicht. Doch während Athenas Debütroman ein riesiger Erfolg geworden ist, ist Junes Geschichte ohne Aufmerksamkeit im Nichts verschwunden. Doch dann stirbt Athena in Junes Gegenwart und June stiehlt ihr neustes aber unfertiges Manuskript über chinesische Wanderarbeiter aus ihrer Wohnung. June überarbeitet Athenas Geschichte und veröffentlicht diese unter ihrem Namen mit einschlagendem Erfolg. Doch je berühmter Junes Werk wird, desto mehr Zweifel über die Urheberschaft tauchen auf. Wie weit wird June gehen, um ihr Geheimnis zu bewahren?

Die Geschichte um June ist der erste Roman der Autorin, den ich gelesen habe, auch wenn „Babel“ noch ungelesen in meinem Regal steht. Ich war tatsächlich sehr begeistert vom Schreibstil der Autorin, der mich durch die Seiten hat fliegen lassen. Der Fokus der Geschichte liegt eindeutig auf June und es wird ausschließlich aus ihrer Sicht erzählt. Dadurch erhält der Leser einen guten Einblick über die Motivation und Hintergründe von Junes Handlungen. Junes Hauptmotive sind ihr Streben nach Anerkennung und Aufmerksamkeit. Ihr Neid gegenüber dem Erfolg Anderer kommt sehr gut zur Geltung, allen voran gegenüber Athena, deren Erfolg sie vor allem mit ihrem kulturellen Hintergrund in Zusammenhang bringt. Ich mochte hierbei die Diskussion über kulturelle Aneignung und Diskriminierung, die ein großes Thema in der Geschichte sind. June ist alles in allem ein eher unsympathischer und missgünstiger Mensch, weshalb sie recht isoliert lebt und nur oberflächliche Bekanntschaften pflegt. Aber auch Athena ist bei näherer Beleuchtung kein wirklich angenehmer Mensch. Vor allem ihre Art sich die Geschichten Anderer anzueignen und diese ohne Erlaubnis zu erzählen, hat sie wirklich unsympathisch gemacht. Ich habe selten ein Buch so sehr gemocht ohne die Protagonisten zu mögen. Ich fand es Schade, dass sich Junes Charakter im Verlauf der Geschichte nicht entwickelt hat. Auch das Ende war mir fast ein wenig offen, auch wenn ich es insgesamt gelungen finde. Die Geschichte bietet auf jeden Fall einen interessanten Einblick in die Buchbranche und beleuchtet ein paar interessante und wichtige Themen.