Rezension

„Eine Welt ohne Geschichten ist eine verlorene Welt.“

Die letzte Erzählerin -

Die letzte Erzählerin
von Donna Barba Higuera

Bewertet mit 5 Sternen

„Bücher wurden unsere Sprache. Bücher wurden unser Zuhause. Bücher wurden unser Leben.“ 

Juli 2061: Petra Peña kann mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Javier in einem gigantischen interstellaren Raumschiff rechtzeitig von der Erde flüchten, bevor der Komet einschlägt. Die Familie soll in einen dreihundertachtzig Jahre langen Kryoschlaf versetzt werden, bis sie in einer fernen Galaxie den Planeten Sagan erreichen, der zur neuen Heimat werden soll. Petra hat Glück, denn mit ihrer Augenerkrankung hätte sie eigentlich nicht an Bord sein dürfen. Doch etwas geht schief und als Petra im Jahr 2442 erwacht, herrscht Einigkeit, sie trägt den Kokllektivnamen Zeta-1und soll ohne Erinnerungen oder freiem Willen dem Wohl des Kollektivs und der Kanzlerin Nyla dienen. Petra setzt alles daran, ihre Familie, und alles was sie geliebt hat, zu finden und dem Kollektiv zu entkommen. 
"Die letzte Erzählerin" ist auf eine besondere Art anspruchsvoll. Das liegt auch ein bisschen an den spanischen Begriffen. Das passt aber hervorragende zur Geschichte und im Glossar findet man alle Übersetzungen. Durch die Ich-Perspektive von Petra ist man von Anfang an ganz nah dran und erlebt, wie schwer es ihr fällt, die Erde zu verlassen und welche Ängste sie aussteht, als sie ohne ihre Familie aufwacht. Mit dieser immensen Verantwortung wächst sie über sich hinaus. Die spannende Handlung spielt überwiegend auf dem Raumschiff und hat auch bewegende Momente, getragen von Erinnerungen, Geschichten und der Angst, aufzufliegen. Die Figuren rund um Petra wachsen einem schnell ans Herz. Vor allem, wenn Petra ihre cuentos erzählt, und alle, aber vor allem Voxy, in ihren Bann zieht. Das Cover zeigt u.a. Pflanzen von dem Planeten Sagan. Von diesen eindrucksvollen Illustrationen hätte ich gern noch mehr gesehen, denn die Aufmachung mit orangem Buchschnitt und Lesebändchen ist auch sonst sehr liebevoll. Donna Barba Higuera erzählt von Opfer- und Risikobereitschaft, der Faszination von Büchern und ihren machtvollen Geschichten, die helfen zu vergessen oder sich zu erinnern. Petra ist die letzte Erzählerin und trägt die Mythen und mexikanischen Volkssagen ihre Ahnen weiter. Diese sind speziell, märchenhaft, manchmal etwas gruselig, aber voller Liebe und Magie. 

Fazit: Eine spannende Weltuntergangsgeschichte mit toller Heldin, sprachlich mitreißend, wendungsreich und bewegend. Leseempfehlung für anspruchsvolle Leseratten ab ca. 11 Jahren und Erwachsene.