Rezension

Eine Zeitreise mit Mysteryfaktor

Leuchte: Kinzigtal-Trilogie 1 - Tanja Bruske

Leuchte: Kinzigtal-Trilogie 1
von Tanja Bruske

Hört das Blutgericht!

Lisa will nach der historischen Stadtführung, die sie in Marköbel in zeitgemäßer Tracht absolviert hat um den Touristen ein besseres Gespür für das Erzählte zu geben, nur noch nach Hause. Kurzerhand setzt sie sich in dieser Aufmachung in ihre alte Klapperkiste und düst durch den Wald, bis ihre Fahrt durch einen Aufprall an einem Baum jäh endet.
Unverletzt, aber ein bisschen eingeschüchtert von der Dunkelheit, nimmt die junge Frau eine Abkürzung durch den dichten Wald. Durch den plötzlich aufziehenden Nebel stürzt Lisa und starrt danach ungläubig in die aufgerissenen Augen einer Frauenleiche.
Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihr nicht, denn der Mörder ist noch am Tatort und will die unliebsame Zeugin aus dem Weg räumen.
Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, liegt sie in einer spartanisch eingerichteten Hütte – im Jahr 1792.

Grundlage von Tanja Bruskes Mystery-Krimi „Leuchte“ ist eine Legende aus Hessen, die über viele Jahrzehnte in den Dörfern umhergeisterte und mich gut unterhalten hat, da ich sehr empfänglich für jede Art von Gruselgeschichten bin, deren Wahrheitsgehalt zwar durchaus anzuzweifeln, aber auch nicht komplett auszuschließen ist.

Die Authentizität mit der die Autorin alte medizinische Untersuchungen beschrieben hat und der Aberglaube einiger Dörflerinnen, die bei Fieber lieber einen Bindfaden an einen Holunderstrauch binden, statt unbekannte Medikamenten einzunehmen, haben mich sofort mit der Protagonistin durch den Zeittunnel treten lassen. Auch die obligatorische Folterszene bei solch einer historischen Erzählung mit dem effektvollen Ausruf „Hört das Blutgericht“ vom Büttel war gelungen, obwohl die Protagonistin sehr zart besaitet war und in den schauderhaften Momenten geflohen ist.
Insgesamt war mir Lisa, die sich relativ sorglos, enthemmt und sogar interessiert in die getauschte Epoche stürzte, zu sarkastisch und einige Dialoge durch ihre Art nicht mehr so leicht und frisch. Das Ende ist für uns Leser prima zu akzeptieren, wenngleich andere (romantische) Möglichkeiten auch ihren Reiz, aber sicherlich das Seitenpensum gesprengt hätten.

Für Touristen der Hanauer Region ist dieses Buch eine schöne Möglichkeit viele Information über das Urlaubsziel vorab zu erfahren, anschließend den Schauplatz zu erkunden und vielleicht ein freches Leuchten im Wald aufzuspüren, welches eine Aufgabe z.B. die Aufklärung eines Mordes für denjenigen bereithält. Beim Lesen besteht die Gefahr nicht und deshalb wäre dies meine erste Wahl. :-)