Rezension

Unterbelichtet

Leuchte: Kinzigtal-Trilogie 1 - Tanja Bruske

Leuchte: Kinzigtal-Trilogie 1
von Tanja Bruske

Bewertet mit 3 Sternen

Die junge Studentin Lisa jobbt als Statistin bei Stadtführungen in der historischen Altstadt von Gelnhausen. Als sie eines Abends einen Autounfall im Wald hat, macht sie sich zu Fuß auf den Heimweg. Als plötzlich Nebel aufkommt, verirrt sie sich im Wald, folgt dann aber einem Licht, das sie für Scheinwerfer hält. Bis sie plötzlich über die Leiche einer jungen Frau stolpert und auf der Flucht vor dem noch in der Nähe lauernden Mörder in einen Brunnenschacht fällt. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich im Hause eines Arztes – im Jahr 1792.

Der Klappentext versprach einen „spannenden Thriller, der geschickt Geschichte und Fiktion verknüpft und sie mit historischen Figuren würzt“. Danach und nach den ersten guten Rezis hatte ich mir sehr viel von diesem Buch versprochen. Vielleicht zu viel?

Ich will nicht ungerecht sein. Das Buch hat sehr interessante Teile. Für mich persönlich waren am interessantesten die Berichte darüber, wie Lisa als Magd den Arzt Jonas zu seinen Patienten begleitet. Wenn ich lese, wie einem kleinen Jungen im Jahr 1792 nur mit Rotweinnarkose ein Blasenstein entfernt oder einem Mann ein offener Unterschenkelbruch gerichtet wird, bin ich regelmäßig froh, in einer anderen Zeit zu leben. Patientenvisiten gab es reichlich, das war wirklich interessant zu lesen, wenngleich man solche Berichte auch schon aus anderen Büchern kennt. Ebenso wie die Berichte über Gerichtsverfahren einschließlich peinlicher Befragung und Hinrichtung. Das war der für mich zweite lesenswerte Teil des Buchs.

Wenn ich jetzt noch auf Liebesgeschichten stehen würde, hätte ich noch einen dritten Teil zu erwähnen. Wenn ich aber lese, wie attraktiv doch dieser Arzt ist mit seinen ach! so blauen Augen, dann bin ich dafür einfach nicht die richtige Zielgruppe.

Und einen Thriller konnte ich hier nicht ausmachen. Tut mir leid, aber sonderlich spannend fand ich das alles nicht. Dass der „Dorfschwachsinnige“ als Täter auserkoren wird und herhalten muss ist tragisch, aber nicht wirklich neu. Und was den wirklichen Täter angeht, hatte ich nach der Hälfte des Buchs schon ein sehr sicheres Gefühl, das sich dann leider auch bewahrheitet hat.

Und die Fiktion, bzw. die „Mystery“, wie es vorne auf dem Buch heißt, beschränkt sich auf ein Leuchten im Wald und reichlich Aberglauben mit entsprechenden Geschichten. Das ist nicht Mystery, sondern einfach die damalige Volksseele.

Einige geschichtliche Fakten sind wohl drin. Welche genau das sind, wird in einem kleinen Anhang erklärt. Auch finden sich dort zwei historische Karten der Stadt. Das ist ganz schön, zudem mag ich das Cover sehr – das Bild darauf sieht wirklich toll aus.

Wenn man jetzt also nicht mit dem Gedanken, einen Thriller zu lesen an das Buch herangeht und zudem noch Spaß hat an einer Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund, dann ist das Buch richtig.