Rezension

Einfach mal raus

Das Glück liegt am Strand -

Das Glück liegt am Strand
von Christin-Marie Below

Liv ist gern Intensivkrankenschwester, aber langsam wird ihr alles zu viel. Sie muss oft Überstunden machen und für Kollegen einspringen, eine ältere Lieblingspatientin stirbt, eine ehemalige Mitschülerin landet auf ihrer Station und überlebt nur knapp. Dann quartiert sich auch noch ihre Mutter bei ihr ein, weil sie ihren Partner verlässt und von Teneriffa zurück nach Deutschland zieht. Liv muss einfach mal raus. Also lässt sie die geplante Weiterbildung sausen und besucht stattdessen ihre Schwester Jo(hanna) auf Norderney.

 

„Es ist nie zu spät, wiederzukommen.“ (S. 52)

Liv und Jo haben früher ihre Herbstferien mit Oma und Opa auf der Insel verbracht und viele schöne Erinnerungen daran, darum hat sich Jo dort auch mit einem kleinen Inselcafé selbstständig gemacht. Leider sind die Schwestern sehr verschieden und es kommt schnell zum Streit. Liv fühlt sich übergangen, weil Jo nur von ihren Problemen erzählt und nach ihrer Mutter fragt, sich aber nicht für Liv zu interessieren scheint. Außerdem nutzt sie das seltene, handbemalte Porzellan ihrer Oma, das immer nur in der Vitrine stand, im Café. Doch als Jo Liv gesteht, dass sie geschäftliche Probleme hat, raufen sie sich zusammen und nehmen an einer geheimnisvollen Schatzsuche teil, um das Café zu retten. Und dann lernt Liv auch noch Keno kennen, der längst vergessen geglaubte Gefühle in ihr weckt …

 

Liv steht kurz vor einem Burnout und will auf der Insel zur Ruhe kommen, aber sie steht sich wie oft selbst im Weg. Sie grübelt und kann nicht loslassen, will (schon von Berufs wegen) keine Fehler machen und nimmt sich viel zu wenig Zeit für sich.

Jo ist viel offener und mutiger, dafür verdrängt sie Probleme gern und hofft, dass die sich von alleine lösen. Sie hat viele Freunde, die ihr gern helfen, traut sich aber nicht, ihre Familie um (monetäre) Hilfe zu bitten, weil es wie ein Eingeständnis des Scheiterns klingen könnte.

 

Ich liebe die Bücher von Christin-Marie Below, weil ich in ihnen sofort ankomme und mich wohlfühle und sie ohne die typischen, vorhersehbaren Wendungen und Happy Ends auskommt.

 

„Das Glück liegt am Strand“ ist eine wunderschöne Geschichte über zwei Schwestern, die sich (wieder) zusammenraufen, mit zarten Liebesgefühlen, dem Hauch von Neuanfang in der Luft und ganz viel Norderney-Feeling. Dazu liegt über allem das Rauschen des Meeres und der Duft von Salz (und Kuchen).