Rezension

Einfach wunderbar geschrieben

Tulpengold - Eva Völler

Tulpengold
von Eva Völler

Bewertet mit 5 Sternen

Die gelernte Juristin Eva Völler hat bereits zahlreiche Romane geschrieben, unter ihrem Pseudonym Charlotte Thomas erscheinen historische Romane wie "Die Lagune des Löwen". In Tulpengold entführt sie uns in eine der spannendsten Epochen der Niederlande. Der Roman erscheint im Lübbe Verlag.

1636 Amsterdam: Der Maler Rembrandt van Rijn nimmt den 17-jährigen Pieter gegen gute Bezahlung als neuen Malerlehrling an. Pieter ist ein Sonderling, der kauzig redet, blitzgescheit ist und neben der Malerei auch noch ein Talent für Mathematik hat. Auf dem Weg zu seiner neuen Stelle findet er einen toten Tulpenhändler, scheinbar ist er entweder erstickt an einer Makrele oder aber vergiftet. Während der Lehrzeit gibt es weitere ermordete Tulpenhändler, alle hatten den Wunsch, sich von Rembrandt portraitieren zu lassen. Doch warum sollte Rembrandt potentielle Kunden ermorden?

 

In Amsterdam blühte zu dieser Zeit der Tulpenhandel, Tulpen wurden als wertvolle Währung angesehen und jeder investierte was er erübrigen konnte in die Zwiebeln und es entwickelte sich eine gewaltige Spekulationsblase, die sich auf Dauer nicht halten konnte.

Im Roman begleitet man den jungen Pieter, einen kauzigen, aber hochintelligenten Jungen, der aus heutiger Sicht wohl Asperger-Syndrom hat. Seine mathematische Auffassungsgabe ist enorm, sein Talent auch aus Sicht von seinem Meister Rembrandt van Rijn grandios und er hat es sich in den Kopf gesetzt, die Morde unter den Tulpenhändlern aufzuklären.  
Man hat Pieter richtig gern, folgt ihm durch das Amsterdam des Mittelalters und gewinnt interessante Einblicke in die Malerei und den Tulpenhandel dieser Zeit.

Eva Völler hat einen wunderbaren Schreibstil, der einerseits bildhaft beschreibt, aber auch lehrreich erklärt wie der spekulative Tulpenboom funktionierte. Aber auch die kriminalistische Handlung ist logisch aufgebaut, fesselt und erstaunt am Ende mit der Aufklärung des Täters. Nebenbei bekommt der Leser einen Blick von der etwas schwierigen Person des Rembrandt van Rijn und kann interessante Dinge über die Malerei der flämischen Kunst erfahren. Es geht um die spezielle Farbgebung, Komposition und die zu der Zeit übliche Portraitmalerei. Wer sich für Kunst interessiert, sollte sich diesen Roman näher ansehen.

Auch wenn Pieter etwas schwierig wirkt, so bringt seine nüchterne und sehr direkte Sichtweise auf manche Dinge eine besondere Art von Humor mit sich. Er wirkt in seinem Verhalten durchgängig glaubhaft, es ist nicht einfach, solch einen Charakter immer stimmig darzustellen, Eva Völler ist das gelungen.

Die anderen Figuren erscheinen ebenfalls absolut authentisch, sie sind vielseitig gezeichnet. Ob reicher alter Händler und dessen junge geltungssüchtige Ehefrau, resolute Schankwirtin, hart arbeitende Köchin oder Saskia van Rijn, man glaubt, genau so müssten die Menschen damals gewesen sein. Sie sind voller Leben und sind Charaktere ihrer Zeit.
 
Insgesamt gesehen wirkt der Roman sehr ausgewogen, weder sticht die Krimiermittlung hervor, noch langweilen überlange Handlungs-Sequenzen.
Mich hat der Roman sehr beeindruckt und ich wurde von Anfang bis Ende vom Buch gefesselt.

Für Kunstinteressierte und Liebhaber von historischen Romanen ist dieser Roman ein Muss, aber auch genrefremde Leser werden hier ihre Freude am Buch haben.
Von mir eine volle Leseempfehlung!