Rezension

Emotional und berührend

Der Wind kennt meinen Namen -

Der Wind kennt meinen Namen
von Isabel Allende

Bewertet mit 4 Sternen

Isabel Allende ist für mich eine der ganz großen Autorinnen, die es immer wieder schafft eine enorme Sogwirkung in ihren Romanen zu schaffen. So ist es auch in ihrem neusten Werk, wenngleich ich auch Kritik an "Der Wind kennt meinen Namen" üben muss.

Meine größte Kritik liegt darin, dass Allende die Entwicklungen und Geschehnisse rund um die Protagonist:innen erzählt, statt sie wirklich zu zeigen. Dies sorgt zum einen für ein schnelles Tempo in der Geschichte (insbesondere in dem Erzählstrang rund um Samuel), auf der anderen Seite bleibt für mich stets eine gewisse Distanz zu den verschiedenen Charakteren. Außerdem hat sie sich mit der Geschichte rund um Selena und Frank einem Handlungsstrang gewidmet, den ich zum einen völlig uninteressant und zum anderen für das große Thema des Romans - dem Lebensweg der Kinder - absolut irrelevant finde.
Mit zu vielen Zufällen war mir dann auch die Reise der Sozialarbeiterin und des Anwalts nach Lateinamerika gespickt. Hier empfand ich den Roman doch sehr konstruiert.

Trotz meiner Kritik: Der Roman ist absolut lesenswert! Denn wie eingangs bereits geschrieben, haben alle Bücher von Isabel Allende diese einzigartige Sogwirkung, die mich ihre Bücher nicht aus der Hand nehmen lassen.

Ich habe zu dem Großteil der Protagonist:innen eine gewisse Distanz gespürt, mit einer großen Ausnahme: Die kleine Anita.
Hier lässt Isabel Allende das geflüchtete Mädchen aus der Ich-Perspektive ihre Gedanken und Ängste teilen, was mich emotional unglaublich berührt hat. Als Leserin habe ich mir immer wieder gewünscht, dass diese Geschehnisse der reinen Fiktion von Allende entspringen mögen, aber die Realität sieht anders aus. So mag Anita ein fiktiver Charakter sein, aber ihre Geschichte steht stellvertretend für das Schicksal dieser vielen Kinder, die an die US-amerikanische Grenzen flüchten und von ihren Eltern getrennt werden. Das Thema wird mich sicherlich noch lange beschäftigten.

Ich hoffe, dass dieser Roman viele Leser:innen findet!