Rezension

emotionaler Pageturner

Als wir den Himmel berührten - Marie Leander

Als wir den Himmel berührten
von Marie Leander

Bewertet mit 5 Sternen

** Die Liebe trifft einen immer unvorbereitet. Sie macht was sie will. Ein Körnchen genügt und schon ist das ganze große Gebäude aus Wille und Verstand verschüttet... **

Marseille 1940: Juline und ihr Mann Georg verlängern ihre Hochzeitsreise in Marseille - doch die Hotels der freien Hansestadt platzen aus allen Nähten, denn seit Ausbruch des Krieges strömen Menschen aus ganz Europa in die Stadt. 

Der Maler Nicolas begegnet dem Paar am Hafen und ist sofort fasziniert von der attraktiven Frau mit der lebendigen Ausstrahlung. Doch als sie am nächsten Tag überraschend vor seiner Tür steht und ihn bittet sie zu portraitieren, kämpft er lange mit sich. Doch Juline lässst nicht locker, das Bild soll ein Geschenk für ihren Mann sein. Was Nicolas nicht ahnt, die beiden haben ein bitteres Geheimnis....

"Als wir den Himmel berührten" hat mich auf eine sehr emotionale Reise ins Frankreich zur Zeit des 2.ten Weltkriegs mitgenommen. 

Es war nicht nur unheimlich interessant, den Krieg aus Sicht der Marsailler zu lesen, die Autorin hat auch einen sehr aussergewöhnlich lebendigen und bildhaften Schreibstil, der einen packt und unter die Haut geht. Die Geschichte läuft wie ein Film vor dem inneren Auge ab, man sieht jede Kleinigkeit und trotzdem ist es weit entfernt von überfrachtet zu sein. Selten liest man ein Buch, bei dem alles passt und so miteinander harmoniert, dass man verwundert ist, wie schnell 560 Seiten verfliegen. Der Schreibstil transportiert tiefe Emotionen ohne kitschig zu sein. 

Juline, Georg und Nicolas sind sehr starke Charaktere, jeder auf seine Art. Sie sind authentisch und bleiben sich selbst immer treu auf ihrem Weg. Das hat mir gefallen und ich habe mich sofort mit ihnen verbunden gefühlt. Auch die Randfiguren sind großartig ausgearbeitet. Sie haben Seele und man erfährt durch sie viel über die aktuelle Lage der Flüchtlinge. 

Es geht um Liebe und Vertrauen, Verrat und Verlust und um die stillen Helden des 2. Weltkrieges, deren Geschichten so oft unerzählt bleiben, deren Namen vergessen sind. Deswegen habe ich mich sehr über das Nachwort der Autorin gefreut und der Name Varian Fry wird von nun an unvergessen bleiben. 

Fazit: Eine herzzerreissende, aussergewöhnliche Liebesgeschichte, die geschickt in das damalige Zeitgeschehene eingeflochten ist und ein großartiger Schreibstil. Mein Lesehighlight und absolute Leseempfehlung.