Rezension

Emotionen pur

Das dunkle Herz von Palma -

Das dunkle Herz von Palma
von Mons Kallentoft

Bewertet mit 5 Sternen

Für Tim Blanck ist das Verschwinden seiner damals 16jährigen Tochter Emme DAS Trauma. Seit fünf Jahren - solange sucht er vergebens. Doch er glaubt nicht an ihren Tod. Sie lebt? Inzwischen ist er Vater einer Tochter Aina geworden. Doch wieder verlässt Blanck Schweden und kehrt zurück nach Palma. Es gibt Anzeichen, dass er sich getäuscht hat, dass Emme noch am Leben ist.

Tim, der „verrückte“ Schwede, der unablässig nach seiner Tochter sucht, ist vielen auf Palma bekannt und nicht alle meinen es gut mit ihm und bemitleiden ihn. Sein psychischer Ausnahmezustand lässt ihn zum Spielball, sowohl der mallorquinischen Polizei, als auch der bulgarischen Verbrecherclique werden. Aber diesmal scheint es kein Zurück zu geben, denn gerade die Mafia bietet ihm neue Hinweise an und verlangt dafür eine Gegenleistung von Tim, die ihn zwischen die Fronten der organisierten Kriminalität geraten lässt. Eine atemlose Jagd beginnt, denn Tim muss nicht nur Emme finden, sondern auch brutalen Mafiabanden entkommen, die es auf ihn und seine Familie abgesehen haben.

Hat sich Tims Leben auf eine endlose Reihe von Verlusten reduziert?

Kallentofts Schreibstil ist eigen, ruht nie, lässt dem Leser keine Zeit zum Durchatmen, eine Geschichte, die den Leser psychisch an seine Schmerzgrenze bringt. Ein herausragendes Charakteristikum sind die verschiedenen Perspektivenwechsel: Abwechseln „flüstert“ ihm seine Frau Rebecka und seine Tochter Emme zu. Das Zeitkontinuum wird durchbrochen, so wie in Tims Gedanken Gegenwart mit Vergangenheit und Zukunft vermischt werden. 

Kein Buch der Belletristik im Sinne von „schöner“ Literatur, sondern ein Roman, der weniger von der kriminalistischen Handlung lebt, dafür aber ungeheure Empathie beim Leser erzeugt. Tim Blanck, ein moderner Don Quijote. 

Der schwedische Originalitel „Hör mig viska“, zu deutsch „Hör mich flüstern“ beschreibt treffender den selbstzerstörerischen Trieb des Vaters, seine Tochter zu finden als „Das dunkle Herz von Palma“.