Rezension

Empfehlenswert!

Die Pestmagd - Brigitte Riebe

Die Pestmagd
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 5 Sternen

Köln, 1540: Johanna Arnheim hat von ihrem Mann neben einem Haus auch einen Weinhandel geerbt. Ihr Schwager Hennes hat ein Auge sowohl auf dieses Erbe als auch auf sie selbst geworfen, so dass Johanna gezwungen ist, sich ihm zu widersetzen. Im selben Jahr bricht in Köln die Pest aus. Johanna tut alles um ihr Leben in den Griff zu bekommen, bis sie eines Tages als Gattenmörderin denunziert wird und ihr nicht nur die Folter sondern auch der Tod droht. Dem Medicus Vincent de Vries gelingt es schließlich, sie davor zu bewahren, doch scheint ihr Schicksal dadurch nicht besser geworden zu sein, da sie nun als Pestmagd arbeiten soll, sich also um die Pestkranken kümmern muss.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, neben der Johannas, der Hauptprotagonistin, vor allem auch aus der ihres Schwagers Hennes, aus der Vincents, den Johanna von früher kennt, aus der Ennelins, der Apothekertochter und schwangeren Ehefrau des Baders Ludwig, der das Pesthaus gepachtet hat, in dem Johanna arbeitet sowie aus der eines jungen Strauchdiebes, der sich „Krähe“ nennt und den mit Johanna etwas zu verbinden scheint. Die Perspektivewechsel sind für die Dynamik des Buches sehr wichtig, so kann die Autorin z, B. durch Vincent, der u. a. der Arzt des Erzbischofs wird, die politischen und religiösen Verhältnisse Kölns mit einfließen lassen oder durch die Erlebnisse der anderen Personen dem Leser/der Leserin Kenntnisse vermitteln, die Johanna nicht hat. Johannas Perspektive dient dabei als Basis der Geschichte.

Brigitte Riebe gelingen interessante Charakterzeichnungen, man hat die Protagonisten bildlich vor Augen. Mir haben diese sehr unterschiedlichen Personen sehr gut gefallen zumal es keine reine Schwarz-Weiß-Malerei gibt, die „Bösen“ sind nicht ohne Grund so geworden, was ihre Taten zwar nicht entschuldigen aber begreiflich machen kann.

Das Buch liest sich sehr flüssig, es ist spannend und teilweise sehr emotional. Die Kölner Geschichte wurde gut integriert, was mir als Kölnerin allerdings etwas gefehlt hat, ist Lokalkolorit, ich wäre gern mit Johanna durch die Kölner Straßen gewandert und hätte sie und die Menschen auf der Straße dabei vor meinen Augen lebendig werden sehen, ich hätte gern auch ein bisschen Dialekt vernommen. So habe ich zwar z. B. einige Straßennamen gelesen, Köln blieb für mich aber seltsam leblos. Dass sich die Räuberbande z. B. auf Melaten aufhielt, konnte man zwar ahnen, ich habe es allerdings nicht plastisch vor mir gesehen.

Die Problematik der Hygiene und der Krankheiten (neben der Pest wird auch die Syphilis thematisiert) kamen sehr gut heraus und wurden anschaulich geschildert. Sehr gut fand ich auch das Nachwort, in dem man einiges erfährt über die Pest an sich sowie die tatsächlichen historischen Geschehnisse.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es war das erste, das ich von Brigitte Riebe gelesen habe und hat mich neugierig gemacht auf weitere Bücher von ihr. Jedem, der gerne gut recherchierte historische Romane liest, kann ich diesen Roman empfehlen.