Rezension

Enttäuschend!

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum - Iain Reid

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum
von Iain Reid

Die originale Rezension findest du hier. Ich freue mich auf deinen Besuch! ;-)

Ein hochgelobter Psychothriller von einem bis dato unbekannten Autor erschien im November letzten Jahres im Droemer-Taschenbuchverlag. Bei Recherche zu „The Ending“ fällt auf, dass der Roman von den Pressestimmen überwiegend sehr positive Resonanz erhalten hat, wo hingegen die „normale“ Leserschaft ziemlich gespalten in ihrer Meinung ist. Welcher Seite ich angehöre und welche weiteren Leseeindrücke aus der Lektüre gewonnen werden können, das erfährst du in der folgenden Rezension. 

Sofort während des Einstiegs in den Thriller fällt auf, ein welch talentierter Schreiber der Verfasser vorliegenden Werkes ist. Der Schreibstil lässt sich durch die recht kurze Satzlänge gut und einfach lesen. Dennoch kann „The Ending“ zunächst nicht ganz überzeugen, da gut die ersten achtzig Seiten im seichten Fluss ihrer Langatmigkeit dahintreiben, ohne die startende Zündung einzuleiten. 

Hat man jedoch diesen schwächelnden Anfang überwunden, so enttarnt Iain Reid sein wahres Talent, sein verstecktes Ass, welches er aus seinem Ärmel zieht: Das Aufbauen einer düsteren und schneidend kalten Atmosphäre. Als Leser scheint man die eisigen Temperaturen durch die Seiten hinweg einsaugen zu können, während man die leicht schaurigen Vorkommnisse beobachtet. Vorliegendes Werk jedoch sofort als „Horror“ abzustempeln, um ein noch breiteres Publikum anzulocken, finde ich dann doch zu viel des Guten, denn diese Zielgruppe wird mit dem Buch nicht gut beraten sein. 

Die sphärische Erzählung ohne jegliche Kapitelstruktur hat einen spannungsverdichtenden Aufbau. Man kann das Buch also, parallel zur Handlung, in einem Rutsch erleben, da die Geschichte nicht in verschiedene Abschnitte aufgegliedert ist, sondern als ein Ganzes, Zusammenhängendes präsentiert wird. 

Durch einen unmittelbaren Start erscheint „The Ending“ im nachträglichen Revuepassieren wie eine Kurzgeschichte. Als unvoreingenommener Leser startet man den Roman – und genauso blättert man auch die letzte Seite des Buches um. Die präsentierten Protagonisten bleiben bis ganz zum Schluss ziemlich unnahbar, was mich in dem Zusammenhang sehr gestört hat. Dadurch, dass das vorkommende Personenensemble so klein ist, hat ein gewöhnlicher Leser in dieser Erzählung keine Identifizierungspersonen, was die Handlung so starr und unlebendig erscheinen lässt. Nichtsdestotrotz fördern die Hauptfiguren über den Lauf des Buches interessante Gedankengänge und Gespräche zutage, die teilweise mit ihren philosophischen Ansätzen glänzen können, die den Gehalt des Romans stärken. 

Während des Mittelteils fügt der Autor geschickt Neugier erweckende Handlungsschnipsel ein und wirft sie dem Leser wie Futter den Hunden zu. Ich für meinen Teil war gespannt auf die letztendliche Auflösung, was denn nun hinter all diesen seltsamen Vorkommnissen und Wendungen steckt – und was an diesem bizarren und skurrilen Abend Realität und Einbildung war! Hier sollte ich jedoch eines Besseren belehrt werden. 

„The Ending“ lässt sich einfach in drei große Abschnitte einteilen. Der enttäuschende und geschwindigkeitsarme Anfang kann die lobhudelnden Kritiken des Buchrückens nicht einmal im Ansatz einlösen, dafür kann der Mittelteil durch seine spannende und eisige Atmosphäre umso mehr überzeugen. Das Ende jedoch gleicht in gewisser Weise dem Anfang: Es lässt einen unbefriedigt zurück. Nach einem immer dichter werdenden Spannungsaufbau präsentiert uns der Autor ein frustrierendes Ende, welches in stark negativem Sinne im Gedächtnis hängen bleibt. 

Wenn ich jetzt nachträglich über den Thriller nachdenke, dann bin ich mir total unsicher. Das Gefühl, ich könnte etwas verpasst haben, und ich müsste das Buch doch noch ein zweites Mal lesen, um den letztendlichen Plot-Twist in voller Gänze zu verstehen, werde ich nicht los. Aber der Fakt, dass das Ende große Logiklöcher nicht abzudecken weiß, lässt sich nicht leugnen. Bei Betrachtung der Resonanzen auf sämtlichen Leseplattformen fällt auf, dass das Buch, wie schon im Ohröffner erwähnt, sehr polarisiert. Einem großen Teil geht es so wie mir, und die Wendung lässt sie frustriert zurück, den anderen gefällt das Ende umso mehr. Für mich ist „The Ending“ ein Thriller, der mich einerseits unterhalten konnte, andererseits aber auch so enttäuscht und mit einem Fragezeichen im Gesicht zurücklässt, dass es den anderen Büchern gegenüber unfair wäre, ihn positiv zu bewerten. Zudem ist der angesetzte Preis von knapp fünfzehn Euro für ein solch knapp formuliertes Buch meinem Empfinden nach zu hoch. 

„The Ending“ ist ein atmosphärischer Psychothriller, der sicherlich die Geister scheidet. Wer Reiz an einem spannenden, polarisierenden Werk hat, der sei hiermit gut beraten. Die Übrigen sollten die Finger davon lassen. 

Ich vergebe zwei von fünf Sternen.