Rezension

Enttäuschend und langweilig

Dolfi und Marilyn - François Saintonge

Dolfi und Marilyn
von François Saintonge

Wir lernen in diesem Buch den Geschichtsprofessor Tycho Mercier kennen, der im Jahre 2060 alleinerziehend mit seinem Sohn Bruno in einer ruhigen Vorstadtgegend Frankreichs ein bislang ruhiges und unauffälliges Leben führt. Doch als ihn sein Sohn eines Tages mit einem Klon überrascht, den Tychos Ex-Frau offenbar bei einer Tombola im Supermarkt gewonnen hat, ist es mit der Idylle schnell vorbei. Denn besagter Klon ist die genetische Nachbildung Adolf Hitlers und damit eigentlich verboten. Tycho steht vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er den illegalen Klon schnell wieder zurückgeben? Oder soll er ihn doch lieber behalten, da er sich bei der Gartenarbeit ja doch ziemlich nützlich macht?

Mit hohen Erwartungen trat ich an dieses Buch heran, als begeisterte Leserin von „Er ist wieder da“ rechnete ich hier mit vor allem viel Humor, spannenden historischen Hintergrundinfos und einer authentischen Zukunftsvision. Nichts davon konnte ich jedoch in „Dolfi und Marilyn“ wiederfinden, sodass ich mich letzten Endes nur noch durch das Buch hindurch gequält habe und enttäuscht zurückgelassen wurde.

Zu Beginn, also etwa während der ersten 50 Seiten, gefiel mir der Auftakt dieses Buches noch sehr gut. Leicht philosophische Ansätze, die mich zum Nachdenken über moderne Sklaverei anregten gemischt mit dieser gruseligen Zukunftsvision, die ganz deutlich aufzeigt, was passiert, wenn die Wissenschaft zu weit geht und sich unserer Kontrolle entzieht.

Dann jedoch begann die Geschichte mich zusehends zu langweilen. Tycho gibt über längere Passagen hinweg nur historisches Insider-Blabla von sich, das ich als Laie nicht verstehen konnte und das vor allem auch so präsentiert wurde, dass es mich einfach nervte und langweilte bis ich die Seiten überblätterte. Vor diesem Hintergrund wirkt auch die Entwicklung Tychos widersprüchlich, denn so scheint dieser GESCHICHTSprofessor mir mehr als naiv und gleichermaßen dumm. Wer seine Doktorarbeit über die Gräueltaten des Holocaust geschrieben hat, der kann nicht 1 und 1 zusammenzählen und sich vorstellen, dass illegale Klone möglicherweise liquidiert werden, wenn man sie findet. Nieeeeeeemals.

Die Handlung kommt einfach nicht voran, Tycho entscheidet hier und da mal wieder etwas über 50 Seiten hinweg, es passiert nichts aufregendes, er denkt über dieses und jenes nach und humorvoll wird es nicht ein einziges Mal. Ja, man merkt nicht einmal, dass diese Geschichte im Jahr 2060 spielt. Natürlich gibt es da ab und an mal ein paar ganz subtile Andeutungen, aber im Grunde ist dieses 2060 genauso altmodisch wie 2014. Man schreibt sich Briefe, liest in gedruckten Büchern und Klone können von jeglichen Geheimdiensten vollkommen unbemerkt fliehen und Blödsinn anstellen. – Selbst für die heutige Zeit wäre das wohl doch ein etwas überholtes Szenario.

Alles in allem ein mehr enttäuschendes und langweiliges denn ein unterhaltsames Buch, das ich definitiv nicht weiterempfehlen würde. Alles wirkt hier so gewollt und verkrampft möchtegern-philosophisch, dass der Autor seine im Grunde wirklich spannende Idee grandios in den Sand gesetzt hat.