Rezension

Ergreifend und nachdenklich stimmend

Ermordung des Glücks - Friedrich Ani

Ermordung des Glücks
von Friedrich Ani

Bewertet mit 5 Sternen

NACHDENKLICH und ERGRIFFEN bleibt man als Leser zwangsläufig zurück nach der Lektüre des am 11. September im Suhrkamp erscheinenden Romans "Ermordung des Glücks" des preisgekrönten Schriftstellers Friedrich Ani (58). Nach "Der namenslose Tag" (2015) - ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi Preis und dem Stuttgarter Krimipreis - ist dies Anis zweiter Roman um den längst pensionierten Kommissar Jakob Franck. Im Roman geht es um den elfjährigen Lennard, lebensfroh, musikbegeistert, begnadeter Fußballer und umzärtelter Liebling seiner Eltern. Lennard wurde in einer regnerischen Novembernacht ermordet, sein Leichnam erst nach 34 Tagen zufällig entdeckt. Vom Mörder und dessen Motiv fehlt auch nach Wochen jede Spur. Die Sonderkommission tappt völlig im Dunkeln. Exkommissar Franck - geschieden, einsam, in sich selbst verloren - geht mit Zustimmung der Sonderkommission allen Spuren noch einmal nach, befragt Anwohner, mögliche Zeugen, studiert alle Polizeiakten und sucht verzweifelt nach dem "Fossil", dem kleinsten unbedeutenden Hinweis, der vielleicht übersehen worden sein könnte. Er, der den Eltern damals die Todesnachricht überbracht hatte, will ihnen unbedingt den Namen des Mörders nennen. Trotz des Mordfalles und der geschilderten Ermittlungsarbeit ist Anis Buch nicht wirklich ein Krimi, sondern ein den Leser aufwühlender Roman um die "Ermordung des Glücks". Friedrich Ani beschreibt eindringlich die Seelenqual der Hinterbliebenen, der Eltern und Angehörigen, zeigt die seelische Zerstörung der Menschen, die Entfremdung der Ehepartner. Er schildert minutiös, wie die Mutter dem Wahnsinn entgegentreibt, der Vater als Rächer seines Sohnes zum Mörder eines fälschlich Verdächtigen wird. In kürzester Zeit zerbricht die vormals heile Welt der Familie und auch anderer Beteiligter und endet im absoluten Chaos, in tiefstem Schmerz und Unglück. Ani gelingt es auf einfühlsame Weise, sich und seine Leser in die verzweifelte Gefühlswelt seiner Figuren hineinzuversetzen. "Ermordung des Glücks" ist keine leichte, keine Unterhaltungslektüre, auch nicht unbedingt ein Buch für dunkle, regnerische, einsame Herbstabende, keine erholsame Lektüre nach Feierabend. Ani stellt Ansprüche an seine Leser. Man kann sich einer starken emotionalen Befangenheit nicht erwehren. Doch genau dies zeichnet diesen lesenswerten Roman als erneut preiswürdiges Buch aus. Deshalb: Absolut EMPFEHLENSWERT.