Rezension

Ernste Themen leichtfüßig erzählt

Oben Erde, unten Himmel -

Oben Erde, unten Himmel
von Milena Michiko Flasar

Bewertet mit 5 Sternen

Neben “Karôshi”, der Bezeichnung für einen Tod, der meist durch Stress ausgelöst wird, gibt es in Japan auch ein Wort für das Versterben von vereinsamten Personen, das lange Zeit unbemerkt bleibt: “Kodokushi”. Die Hauptfigur Suzu hat tagtäglich damit zu tun, denn sie arbeitet in einer Leichenfundort-Reinigungsfirma, die sich auf solche Fälle spezialisiert hat. 

Die Beschreibung ihrer Arbeit ist alles andere als appetitlich, doch erstaunlicherweise findet die 25-Jährige, die allein mit ihrem Hamster lebt, immer mehr Gefallen daran. Das liegt vor allem am Charakter und der Arbeitsmoral ihres Chefs sowie an den Kollegen, die die Außenseiterin langsam aus der Reserve locken.

Eingebettet in diese ungewöhnliche Story sind kluge Beobachtungen von gesellschaftlichen Phänomenen und Problemen Japans: zum Beispiel dass sich immer mehr Menschen in ihre Privatsphäre zurückziehen, weil sie die Pflege zwischenmenschlicher Kontakte als zu anstrengend empfinden und ja nicht auffallen wollen. Die österreichisch-japanische Autorin verwendet viele japanische Begriffe, so dass ihre Beschreibungen eines Kirschblütenpicknicks, eines Onsen-Besuchs oder eines Manga Cafés noch authentischer wirken und mich sofort in meine letzten Japanreisen zurückversetzten. 

Ein Beruf, der sich um Einsamkeit und Tod dreht, sorgt dafür, dass Suzu mehr Lebendigkeit und Verbundenheit verspürt - mit dieser Ironie ist Milena Michiko Flašar ein echter Clou gelungen!