Rezension

Erst sperrig, dann unterhaltsam

Am grünen Rand der Welt - Thomas Hardy

Am grünen Rand der Welt
von Thomas Hardy

Bewertet mit 3 Sternen

Die junge Bathseba Everdene hat von ihrem Onkel eine Farm geerbt und dass sie diese ganz allein weiterführen will, sorgt natürlich für ordentlich Gesprächsstoff. Dazu ist sie bildhübsch, selbstständig und dickköpfig. Einen Mann will sie nicht, aber ehe sie sich versieht, hat sie gleich drei Verehrer unterschiedlichsten Charakters, die um sie werben.

Hardy hat in diesem Roman, der im ländlichen England des 19. Jahrhunderts spielt, mit Schicksalsschlägen und enttäuschter Liebe nicht gespart! Es geht – besonders in der zweiten Hälfte – hoch her. Da werden falsche Entscheidungen getroffen, Geheimnisse enthüllt und Herzen gebrochen. Aber auch wenn es mal düster aussieht lockert Hardy die Geschichte mit einigem Humor immer wieder auf.

Bethseba ist eine starke Hauptfigur, die natürlich ihre Fehler hat aber doch meist klug und selbstbewusst durchs Leben geht. Bei so einer starken Figur wundert es etwas, dass Hardy so viele Spitzen auf Kosten der Frauen im allgemeinen eingebaut hat, die mich beim lesen regelmäßig gestört haben. Sei es die Erkenntnis „[...] dass alle Frauen im wesentlichen gleich sind, selbst wenn sie oberflächlich so verschieden waren wie Fanny und diese Frau an seiner Seite, […].“ Oder ein zweifelhaftes Kompliment wie: „[…] der es als eines dieser neuartigen weiblichen Phänomene auswies, die einen Gedanken zu Ende denken, bevor sie mit dem Satz beginnen, […].“ Auch schön ist dieser Gedanke, der hoffentlich nie auf eine Hochzeitskarte geschrieben wurde: „Im allgemeinen dürfte es ich ja so verhalten, daß der Mann heiratet, weil er eine Frau besitzen will, und daß die Frau sich in Besitz nehmen lässt, weil sie heiraten will.“

So muss Bathseba immer wieder für vermeintliche und teils absurde Eigenschaften der Frauen im Allgemeinen hinhalten, während die Männer im Guten wie im Schlechten einfach Individuen sein dürfen. Dabei fand ich alle Charaktere gut gelungen! Es gibt die, die man einfach mögen muss. Einen den man wunderbar hassen kann. Die Zwiespältigen und schließlich diverse Sidekicks, die einen zum schmunzeln bringen.

Trotz meiner Kritikpunkte war „Am grünen Rand der Welt“ aber insgesamt unterhaltsam. Sprachlich fand ich den Roman in Gegensatz zu anderen englischen Klassikern leider eher sperrig und zum Teil recht schwergängig aber das Durchhaltevermögen wird am Ende belohnt.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. Januar 2021 um 19:02

Bathseba Everdene: wer heißt denn so!

Hardy hat in diesem Roman, der im ländlichen England des 19. Jahrhunderts spielt, mit Schicksalsschlägen und enttäuschter Liebe nicht gespart! Eine herrliche Minziformulierung.

Du warst zu gnädig, Minzi! Viel zu gnädig.

katzenminze kommentierte am 25. Januar 2021 um 19:07

;D Sie mag ihren Namen auch nicht.