Rezension

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Erstklassig

Die andere Hälfte der Hoffnung
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Als der deutsche Bauer Lessmann an einem Winterabend eine unbekannte, junge Frau auf der Landstraße entlang seines einsam gelegenen Gehöfts laufen sieht, wundert er sich zunächst, warum diese bei den eisigen Temperaturen nur so leicht bekleidet ist, bis er bermerkt, daß die Frau von einem Wagen verfolgt wird. Tanja, die junge Frau, stammt aus der Ukraine und hat ein Martyrium hinter sich. Nichtsahnend ist sie mit anderen ukrainischen Frauen in die Fänge von brutalen Menschenhändlern geraten, vor denen sie jetzt auf der Flucht ist. Lessmann versteckt sie vor ihren Verfolgern und soll auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin nicht die Polizei arlamieren. Als Tanja in ihrer Verwzweiflung versucht, sich das Leben zu nehmen, kann Lessmann sie erneut retten. Doch Tanjas Peiniger kommen wieder und Lessmann ahnt noch nicht, wie sich sein Leben von nun an verändern wird.

Währenddessen wartet in der Ukraine eine Mutter vergebens auf ein Lebenszeichen ihrer einzigen Tochter, die aufgrund eines verlockenden Angebotes nach Deutschland gereist ist, um dort ihr Glück zu versuchen. Die Miliz, bei der die Mutter längst eine Vermisstenanzeige aufgegeben hat, kann nicht helfen. Doch durch einen glücklichen Umstand wird ein pflichtbewußter Sonderermittler der Miliz auf ihren Fall aufmerksam udn verspricht ihr, Nachforschungen anzustellen. Dadurch keimt in der Mutter neue Hoffnung auf und sie beginnt während des zermürbenden Wartens auf die Tochter für diese ihre eigene, bedrückende Lebensgeschichte aufzuschreiben. Der Sonderermittler deckt unterdessen Ungeheuerliches auf.

Diesser Kriminalroman ist absolut erstklassig geschrieben. Ein lebendiger und mitreißender Schreibstil, gekonnt gezeichnete Protagonisten und verschiedene Handlungsstränge, zeitweilig auch in der Vergangenheit angesiedelt, fesseln den Leser von der ersten Seite an. Dabei sind viele historische Details der ehemaligen Sowjetunion, der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl und dem heutigen Leben in der Ukraine bestens recherchiert und wiedergegeben worden. Gerade auch diese geschichtlichen Fakten sind allein schon unheimlich spannend und ergreifend und  der Autorin gelingt es ausgezeichnet hier den richtigen Ton zu treffen. Die sehr realistisch geschriebene Krimihandlung tut ein Übriges und zieht den Leser in ihren Bann. Ein absolut überzeugender Roman, der bei mir noch lange nachwirkt und von dem ich restlos begeistert bin.