Rezension

Es ist traurig, aber auch voll mit Leben, Liebe und Freude

Wenn ich bleibe - Gayle Forman

Wenn ich bleibe
von Gayle Forman

Mias Leidenschaft ist die klassische Musik; sie selbst ist eine begeisterte und talentierte Cellistin. Ihr großer Traum, an der Juilliard School in New York aufgenommen zu werden, ist in greifbarer Nähe. Doch ihre Liebe zur Musik stellt die Siebzehnjährige vor eine schwere Wahl, denn die Aufnahme an das wohl begehrteste Musikkonservatorium der Welt würde das Ende der Beziehung zu ihrer großen Liebe Adam bedeuten.

Als sie sich mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Teddy eines Morgens auf dem Weg zu einem Familienausflug macht, ahnt Mia noch nicht, dass sie in den nächsten Stunden der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens stellen muss. Der Wagen, in dem sie mit ihrer Familie sitzt, wird von einem LKW erfasst. Ihre Eltern sterben sofort. Mia erleidet lebensbedrohliche Verletzungen und befindet sich nun in einem Schwebezustand zwischen tot und lebendig. Und wieder muss sie sich die Frage stellen: Soll ich gehen oder soll ich bleiben?

In dem Zustand, in dem Mia sich befindet, kann sie sich selbst und ihre Umgebung – ähnlich wie ein Geist – beobachten. Sie findet ihren eigenen verdrehten Körper, sieht ihre toten Eltern und muss miterleben, wie sie ins Krankenhaus transportiert, operiert und an etliche Geräte verkabelt wird. Doch damit nicht genug: Als ihre Familie und Freunde sie auf der Intensivstation besuchen, wird sie immer wieder an Momente aus ihrem Leben mit ihnen erinnert – und das macht ihr die Entscheidung nicht leichter.

In Mias Familie und ihrem Freundeskreis habe ich mich richtig wohl gefühlt. In so einer Situation wünscht sich wahrscheinlich jeder eine Familie wie ihre. Besonders ihr Großvater ist mir sehr ans Herz gewachsen; er war mir richtig sympatisch, obwohl er kein Mann großer Worte ist.

Der Schreibstil von Gayle Forman ist sehr ruhig, beinahe zärtlich. Trotz der bedrückenden Grundstimmung konnte die Autorin dem Buch durch Mias Erinnerungen an ihre wohlbehütete Kindheit eine Menge Leben einhauchen. Durch diese Kombination sind mir doch öfter als erwartet Tränen in die Augen gestiegen. Leider sind Mias Gedanken an die Vergangenheit nicht zusammenhängend. Ich hätte mir einen weiteren Erzählstrang, der in ihrer Erinnerung spielt, gewünscht. Das hätte das Buch für mich zu einem Favorit gemacht.

Eigentlich bin ich der Meinung, dass dieses Buch keiner Fortsetzung bedarf, da ich aber den zweiten Band »Lovesong« bereits hier habe, werde ich ihn auch lesen. Die Handlung beginnt drei Jahre nach Mias Aufenthalt im Krankenhaus und wird diesmal aus Adams Sicht erzählt.

»Wenn ich bleibe« ist ein sehr gefühlsbetontes Buch, das man so leicht nicht wieder aus der Hand legen kann. Es ist traurig, aber auch voll mit Leben, Liebe und Freude. Die Geschichte konnte mich für sich vereinnahmen; für ein paar Stunden war ich Mia. Wer den Roman immer noch nicht gelesen hat, der sollte es im richtigen Moment schleunigst tun