Rezension

Es zieht sich zu sehr in die Länge

Tales of Partholon 1: Ausersehen - P. C. Cast

Ausersehen
von P. C. Cast

Bewertet mit 3 Sternen

*Worum geht's?*
Eigentlich ist die 35-jährige Shannon Parker eine ganz normale Englischlehrerin an der Highschool mit einem Faible für antiken Plunder. In der Hoffnung, einige ansehnliche Exemplare zu einem günstigen Preis zu ergattern - als Lehrer verdient man eben nur das nötigste! -, begibt sich Shannon zu einer Auktion. Dort entdeckt sie eine Urne, die sie auf magische Weise anzuziehen scheint. Bei genauerer Betrachtung erkennt sie auch, warum: Auf dem Gefäß ist ein Abbild einer Frau zu sehen, die Shannons Double sein könnte! Für die Lehrerin ist schnell klar, dass sie die Auktion nicht ohne es verlassen wird. Bereits nach kurzer Zeit bereut sie diese Entscheidung; denn als Shannon sich auf den Heimweg macht, gerät sie in einen brennenden Strudel, der aus der Urne strömt. Ehe sie sich versieht, befindet sie sich im Land Partholon, wird als Auserwählte der Göttin Epona wie eine Königin verehrt und soll noch am selben Tag einen gewissen ClanFintan heiraten. Shannon nimmt es mit Humor; schließlich ist das alles nur ein komischer Traum! Doch als sie in der Welt Partholons im Schlaf von grausamen Dämonen heimgesucht wird, wird Shannon schnell klar: Es liegt an ihr, diese fremde Welt vor dem Untergang zu bewahren.

*Kaufgrund:*
P.C. Cast wird von vielen Seiten als erfolgreiche Autorin gefeiert und auch ihre Auszeichnungen können sich sehen lassen. Als echter Leselurch musste ich mich natürlich selbst überzeugen und ging ganz ohne "House of Night"-Vorurteile an eines ihrer ersten Werkte, "Ausersehen - Tales of Partholon" heran.

*Meine Meinung:*
Die Idee hinter der Geschichte mochte ich sehr: Eine Lehrerin findet sich überraschend in einer Welt wieder, die aus Mythen und Legenden besteht und lebt. Die großartige Umgebung ist P.C. Cast gelungen, und auch die Bewohner Partholons versprühen ihren ganz individuellen Charme. Leider kommt im Geschichtsverlauf keine richtige Spannung auf. Die Autorin hält sich zulange an Beschreibungen auf, baut zu viele Nebenereignisse ein und zieht diese unnötig in die Länge. Die erste zähe Strecke muss der Leser mit Shannon und ihrer Stute Epi bereisen; solche Szenen hätten durchaus gekürzt werden können. Die ständigen Anekdoten aus dem Lehrerdasein, die Shannon in jede Szene einbaut - man muss wohl kein Genie sein, um zu erkennen, dass die Autorin vieles aus ihrem eigenen Leben erzählt - und die andauernden Aufzählungen männlicher Schauspieler waren anfangs sehr zwar amüsant, häuften sich jedoch so stark, dass es zu viel des Guten wurde. Insgesamt wirkt der Roman wie ein Prolog, der viele Fragen in den Raum wirft und den Leser auf die Suche nach Antworten schickt. Man erfährt viel über die Welt, die Charaktere und die Antagonisten und obwohl die Handlung an sich mit der letzten Seite abgeschlossen ist, handelt es sich dabei bloß um oberflächliche Informationen. Wohin die "Tales of Partholon", die als Trilogie geplant sind, führen sollen, ist mir nicht ganz klar. Zumindest wird der Leser auf die Fortsetzung sehr neugierig gemacht.

Cast lässt die Geschichte aus Shannons Sicht erzählen und nach spätestens der ersten Hälfte wünschte ich mir, sie hätte es nicht getan. Anfänglich ist sie noch eine selbstbewusste, humorvolle Frau, die genau weiß, was sie will. Kaum ist sie in Partholon angekommen, ändert sich das schlagartig. Innerhalb kürzester Zeit ist der Schock über den Weltenwechsel und die plötzliche Heirat vergessen und Shannon stürzt sich in ihr Abenteuer - natürlich! Und innerhalb noch kürzerer Zeit verliert die Protagonistin all ihre Authentizität. Im Handlungsverlauf vollzieht Shannon für mich keine positive Entwicklung. Sie verliebt sich und dabei bleibt es. Alle Nebencharaktere betonen zwar ständig, wie witzig, liebenswürdig und toll Shannon ist, anfangs mag man diesen Aussagen noch zustimmen, doch mit der Zeit wird es immer unangenehmer, sie auf ihrer Reise zu begleiten. Sie denkt nur noch an das eine, wiederholt sich ständig, bleibt oberflächlich und beginnt zu nerven!

Die Nebencharaktere sind das absolute Highlight und ein ganz großer Pluspunkt für den Roman. Es gibt eine ganze Menge Personen, denen Shannon auf ihrer Reise begegnet, und alle haben ihre ganz persönliche, charmante Ausstrahlung. Alanna - erst Dienerin, später Freundin von Shannon - ist mit Abstand die liebenswerteste Person in "Ausersehen - Tales of Partholon". Sie ist immer da, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ebenso ClanFintan, Shannons Ehemann. Seine Worte gehen direkt ins Herz und man glaubt ihm seine innige Liebe zu Shannon.

Was Casts Schreibstil anbetrifft, bin ich ziemlich zwiegespalten. Partholon, seine Tempel, seine Wälder und seine Flüsse konnte ich mir bildlich vorstellen, so präzise waren ihren Beschreibungen. Sie erlaubt es ihrem Leser, völlig in diese fremde Welt eintauchen zu können. Leider hat sich Cast mit ihren detaillierten Schilderungen und unwichtigen Nebenereignissen, die nur dazu zu dienen scheinen, das Land besser kennenlernen zu können, eine eigene Falle gestellt. Die Handlung geht völlig unter! In ihrem Vorwort sagt Cast, sie wolle Partholon niemals verlassen, und genau das merkt man dem Roman stark an. Während der Dialoge ist es ähnlich. Die Bewohner Partholons überzeugen durch einen gehobeneren Schreibstil, während Shannon mit ihrer Alltagssprache der Geschichte oft den Charme nimmt. Leider sind mir auch einige Wiederholungen aufgefallen.

*Cover:*
Sehr gewöhnlich. Ich bin ein echter Lila-Fan, deshalb gefällt mir die Farbgebung schon sehr gut, aber "Frauengesicht + bisschen Geschnörkel drum herum" ist nun wirklich nicht innovativ. An diesem Cover wird sehr deutlich, dass der bloße Name der Autorin die Fans anlocken soll - nunja, wenn es sich schon um eine "New York Times-Bestsellerautorin" handelt, sollte man sich das erlauben können.

*Fazit:*
Mit dem ersten Teil der "Tales of Partholon"-Reihe hat Cast einen Roman geschrieben, der sich definitiv an ihre erwachsenen Fans richtet. Die ganze Welt um Partholon hat mir gut gefallen, allerdings zog sich die Handlung durch die ganzen Beschreibungen sehr in die Länge. Leider konnte ich mich gar nicht mit Protagonistin Shannon anfreunden; nach der ersten Hälfte ging sie mir regelrecht auf die Nerven. Ich vergebe knappe 3 Sterne für diesen langatmigen Auftakt.